Wie macht man aus einer Examensarbeit ein "echtes" Buch? (Teil 2)
Im letzten Blogbeitrag ging es u.a. darum, was die Vor- und Nachteile der Veröffentlichung einer Examensarbeit sind, die man überhaupt nicht überarbeitet.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wann lohnt es sich denn überhaupt, dass man sich die Mühe des Umarbeitens macht? Dafür sollte man vielleicht einmal folgende vier Fragen beantworten:
1. Passt die Arbeit zum eigenen Autorenprofil?
Jeder Sachbuchautor hat ja das Ziel, für ein bestimmtes Thema in der Öffentlichkeit als absoluter Fachmann bzw. Fachfrau angesehen zu werden. Wenn sich nun jemand beispielsweise zum Profi in Sachen Erneuerbare Energien aufbauen will, würde es sicherlich nicht allzu viel bringen, wenn er seine Magisterarbeit zum Thema: „Etymologische Besonderheiten in Shakespeares Wortschatz“ auf den Markt bringen wollte.
Eine solche Veröffentlichung würde dann nicht nur nichts bringen, sondern eher seinen angestrebten Profistatus für Erneuerbare Energien gefährden: Wer glaubt schon, dass ein Shakespeare-Kenner wirklich etwas Interessantes zum Thema Energie beisteuern könnte?
2. Ist die Zielgruppe für eine Buchveröffentlichung groß genug?
Je abgehobener, wissenschaftlicher und spezialisierter ein Examensarbeitsthema ist, desto kleiner wird die Zielgruppe des späteren Buches sein. Nur wenn das Buchthema für eine breitere (und natürlich mit geringerem Vorwissen ausgestattete) Öffentlichkeit interessant ist, sollte man an die Umarbeitung der eigenen Arbeit gehen.
3. Welche anderen Titel zum Thema gibt es bereits?
Wie jeder „normale“ Sachbuchautor muss natürlich auch derjenige, der seine Abschlussarbeit umarbeiten möchte, eine sorgfältige Konkurrenzanalyse durchführen:
- Welche Titel zu „meinem“ Thema gibt es bereits auf dem Markt?
- An welche Zielgruppen richten sie sich?
- Gibt es überhaupt noch eine Lücke für mein Buch und meinen Denkansatz?
4. Gibt es Verlage, in deren Programm das Buch passen könnte?
Wie bei „normalen“ Büchern auch muss sich jetzt der Autor auf die Suche nach einem passenden Verlag begeben. (Es sei denn, er möchte sich als Self-Publisher betätigen; das ist natürlich immer eine denkbare Option...). Bei der Suche nach einem „herkömmlichen“ Verlag muss selbstverständlich auch das „herkömmliche“ Procedere durchlaufen werden:
- Verlagssuche
- Kontakt mit dem Verlagslektorat
- Erstellen eines Exposés
- Erstellen eines Probekapitels
- etc.
Umarbeitung der Arbeit
Erst nachdem diese vier Fragen beantwortet wurden, geht’s an die „Knochenarbeit“, nämlich das Umstricken der Abschlussarbeit zu einem „echten“ Buch. Das Verlagslektorat wird dem stolzen Absolventen diese Aufgabe wohl nur zum Teil abnehmen, denn man erwartet von Verlagsseite schon ein einigermaßen markttaugliches Manuskript als Grundlage der weiteren Arbeit.
Bei der Umarbeitung der Arbeit geht es u.a. um folgende Punkte:
- Kürzen der Arbeit auf die wirklich wichtigen Teile
- Ein historischer Abriss oder eine Einordnung des Themas in den wissenschaftlichen Zusammenhang interessiert in Wirklichkeit kaum einen Menschen.
- Veränderung des Sprachstiles von wissenschaftlicher „Schreibe“ hin zu einem leserfreundlichen Ton
- Auflösung von Zitaten
- Reduzierung des Literaturverzeichnisses auf die „besten“ (und damit besonders empfehlenswerten) Titel zum Thema
- Eingehen auf die besonderen Wünsche und Bedürfnisse der Zielgruppe
- Integration von „Serviceteilen“ wie etwa Linkverzeichnis, Adresslisten wichtiger Institutionen, die sich mit dem Thema beschäftigen, Randbemerkungen, praktische Beispiele etc.
Anne Oppermann
P.S.: Wie sieht es bei Euch aus? Wäre es für Euch lohnend, Eure eigenen Examensarbeiten zu einem „echten“ Buch umzuarbeiten? Warum (nicht)?
8 Kommentare
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