Wie macht man aus einer Examensarbeit ein "echtes" Buch? (Teil 1)
Vor einiger Zeit habe ich Euch gefragt, ob Ihr Fi.de-User Interesse an der Frage habt, wie man denn aus einer Examensarbeit ein „echtes“ Buch machen kann. Und ja: Ihr hattet Interesse - wenigstens ein bisschen.
Die Examensarbeit existiert ja schon
Der Gedanke ist ja schon verführerisch: Die eigene (wahrscheinlich ja auch gut benotete) Examensarbeit liegt vielleicht seit längerer Zeit in der Schublade. Es wäre doch schade, wenn dieses gesammelte Fachwissen vor sich hin gammelt – davon hat ja kein Mensch etwas!
Der einfachste Weg, eine Examensarbeit zu veröffentlichen, geht wohl darüber, dass man sie schlicht und einfach (z.B. per E-Book) selbst veröffentlicht oder darauf spezialisierte Dienstleister wie etwa grin.de damit beauftragt.
Das Procedere dabei ist recht einfach und es ist meist noch nicht mal nötig, dass man das Manuskript der Arbeit für die Veröffentlichung umarbeitet.
Wie funktioniert das?
Wie dies (z.B. eben bei grin.de) funktioniert, sieht man an diesem kurzen Video:
„Okeee, dann hat man ja ohne viel Aufwand ein echtes Buch!“ könnte man nun denken. Damit müsste ja eigentlich dieser Blogbeitrag zu Ende sein – ist er aber nicht!
Eine unveränderte Examensarbeit ist noch kein „echtes“ Buch!
Warum nicht? Es stellt sich hier die Frage, ob eine Examensarbeit, die 1:1 und ohne entsprechende Umarbeitungen veröffentlicht wird, überhaupt ein „echtes“ Buch ist. Ich meine: Nein, nicht wirklich!
Bei einer solchen Veröffentlichung spart man zwar jede Menge Zeit und Geld und hat am Ende auch noch einen weiteren Titel auf der eigenen Literaturliste, mit der man vielleicht irgendwo Punkte machen kann.
Allerdings sieht auch der unerfahrenste Leser, um was es sich bei diesem Titel eigentlich handelt, nämlich schlicht und ergreifend um eine Examensarbeit – nicht mehr und nicht weniger!
Examensarbeiten sind nur selten leserfreundlich!
Eine solche Arbeit zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus, die sie nicht gerade leserfreundlich erscheinen lassen:
- Die Zielgruppe der Examensarbeit ist eng umgrenzt; im Grunde möchte man damit nämlich nur zwei bis drei Menschen auf diesem Planeten beeindrucken: Die Prüfer!
- Der Sprachgebrauch in einer solchen Arbeit ist meist ziemlich abgehoben, denn man möchte ja damit beweisen, dass man die inhaltlichen und wissenschaftlichen Standards im eigenen Fach drauf hat.
- Auch der Umfang des Literaturverzeichnisses ist ein Nachweis darüber, dass der Examenskandidat den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion im Überblick hat.
- Die Abbildungen gleichen oftmals von ihrer Komplexität her Schaltplänen von chinesischen Atomkraftwerken.
Alles in Allem sind Examensarbeiten also ziemlich schwere Kost für Leser, die sich vielleicht für ein bestimmtes Thema interessieren, aber u.U. weit davon entfernt sind, echte Profis dafür zu sein.
Ein wirklich leserfreundlicher Text, der auch auf dem „normalen“ Buchmarkt Chancen hätte, sähe wohl ganz anders aus!
Anne Oppermann
Im nächsten Blogbeitrag gehe ich dann der Frage nach, unter welchen Umständen sich auch eine zeitintensivere Umarbeitung der eigenen Examensarbeit lohnen könnte und wie man am besten dabei vorgeht!
5 Kommentare
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