Fernlehrgang SachbuchautorIn: Gut gegliedert = halb gedichtet?
O.k.: Es ist eine Binsenweisheit: Ohne gute Gliederung geht bei einem Mammutprojekt wie einem Sachbuch gar nichts. Aber warum ist sie eigentlich so wichtig?
Da lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken, für wen denn eine Gliederung von Bedeutung ist:
1. Der Autor braucht eine Gliederung als Projektplan
Die meisten Autoren sprühen nur so vor Ideen, die sie in ihrem Buch verarbeiten wollen. Wenn dieser kreative Input aber nicht gut gegliedert und an den entsprechenden Stellen ggf. auch beschnitten und zurecht gestutzt wird, helfen die tollsten Einfälle leider nichts.
Eine Gliederung hat aber für einen Autor noch eine weitere wichtige Funktion: Sie dient ihm in gewisser Weise auch als Projektplan, an welcher Stelle seines Werkes er sich derzeit befindet, welche Kapitel dem aktuellen Text vorangegangen sind und welche Abschnitte noch fehlen.
2. Das Verlagslektorat braucht eine Gliederung, um den Inhalt des Buches und die gedankliche Stringenz des Autors einschätzen zu können.
Gliederungen sind mit das wichtigste Element eines Buchexposés, mit dem sich angehende Autoren bei einem Verlag vorstellen. Wenn die Gliederung stimmig ist und das Verlagslektorat erkennt, dass der Buchschreiber tatsächlich Ahnung von der Materie hat und seine Gedanken in eine entsprechende Struktur bringen kann, ist schon ein ganz wichtiger Schritt hin in Richtung Buchveröffentlichung getan.
3. Die (potenziellen) Leser brauchen die Gliederung (bzw. das Inhaltsverzeichnis), um eine Kaufentscheidung zu treffen.
Man kennt es ja: Wenn man ein Sachbuch kaufen möchte, schaut man sich nicht nur das Cover und das Register an, sondern vor allem auch das Inhaltsverzeichnis. An ihm kann der interessierte (potenzielle) Käufer auf den ersten Blick schon eine ganze Menge erkennen:
- Werden in dem Buch „meine“ Fragen überhaupt behandelt?
- Erkenne ich den roten Faden, wie das Buch aufgebaut ist?
- Sind die Überschriften einladend? Machen sie mich neugierig?
- Kann der Autor seine Gedanken kurz und knackig in eine überzeugende Überschrift gießen?
Je nach „Zielgruppe“ – Autor, Verlaglektorat und potenzielle Käufer – kann die Gliederung natürlich ganz unterschiedlich aussehen: Die Autorengliederung (also der „Projektplan“) ist u.U. recht umfangreich, während die Gliederung, die an das Verlagslektorat geht, schon erheblich knapper und stringenter gehalten sein sollte. Das Inhaltsverzeichnis des fertigen Buches schließlich sollte in erster Linie dazu geeignet sein, dass sich das Buch gut verkauft.
Eine wirklich „markttaugliche“ Gliederung entsteht oftmals erst Schritt für Schritt in der Zusammenarbeit von Autor, Lektor, Verlagsleitung und Marketingabteilung des Verlages.
Anne Oppermann
P.S.: Mal eine neugierige Frage: Wie lange guckt Ihr Euch im Laden ein (Sach-) Buch an, bevor Ihr entscheidet, ob Ihr es tatsächlich kauft oder nicht? Wie viel Zeit hat also der Autor (bzw. das Buch), um Euch zu überzeugen?
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