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Querschnittsthemen: Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund


Byana

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Liebe Fernstudium-Community,

 

wir alle leben heutzutage gott sei Dank in einem bunten und vielfältigem Deutschland, mit einem funktionierendem Rechtsstaat, wo alle Menschen frei und selbstbestimmt leben können.

 

Zur früheren Zeiten war es ganz anders: da hatten Frauen keine Rechte, Menschen mit anderer Hautfarbe, kranke Menschen oder Menschen mit Behinderung wurden verstoßen, getötet, etc. Zum Glück konnten durch diverse soziale Bewegungen u. a. der Frauen- und Behindertenbewegung deutliche  Fortschritte in allen Lebensbereichen erzielt werden. So wurde 1994 erstmals ein Verbot Menschen wegen ihrer Behinderung zu benachteiligen, ins Grundgesetz aufgenommen werden, 2008 wurde die UN-BEHINDERTENRECHTSKONVENTION ratifiziert und in den letzten Jahren trat das Bundesteilhabegesetz in Kraft. Denoch trotz größtmögliche Anstrengungen, enormen  Verbesserungen und Fortschritten in allen Bereichen für Menschen mit Behinderung bleibt Inklusion nach wie vor eine große Herausforderung.

 

Auch das Thema Migration stellt Deutschland vor zahlreichen Herausforderungen. Während laut der UNO bereits mehr als 100 000 000 Menschen weltweit auf der Flucht vor Krieg,  Terror, etc sind, scheint die europäische Migrationspolitik an ihre Grenzen zu kommen.  Täglich gibt es neue mediale Schlagzeilen, welche die gesellschaftliche Brisanz des Themas verdeutlichen. Deshalb finde ich es, wichtig und richtig, dass die HFH beide Querschnittsbereiche in ihre Module, u. a. in den Wahlpfichtbereich von Zielgruppen mit aufgenommen hat. Damit zeigt die HFH, dass sie am Puls der Zeit ist.

 

Unter anderem geht es in diesen Querschnittsbereichen um die geschichtliche Entwicklung. Weitere wichtige Themenbereiche sind bei:

 

Menschen mit Behinderung:

- Einführung in die Behindertenhilfe 

-Organisationen und Finanzierung der Behindertenhilfe

-Herausforderungen und Perspektiven 

-Gesellschaftlicher Wandel, Umstrukturierungen der Behindertenhilfe und die sich daraus ergebende Konsequenzen für das Dienstleistungsmanagement

 

Menschen mit Migrationshintergrund:

- Einführung und relevante Begriffsdefinitionen

- Theorie und Empirie der Migration

- Institutionen und Akteure der Integrationsförderung

- soziale, politische, finanzielle und rechtliche Aspekte der Migration

- Herausforderungen und Perspektiven 

- Migration und Gesundheit 

- Sprachliche und kulturell- bedingte Barrieren bei der gesundheitlichen Versorgung 

 

Als Prüfungsleistung ist hier ebenfalls eine Komplexe Übung (KÜ) vorgesehen. Vom Ablauf her entspricht diese dem bereits geschilderten Ablauf bei den Zielgruppen. So könnte es bei der KÜ im Wahlpfichtbereich von Menschen mit Behinderung beispielsweise darum gehen, eine Teilhabekonferenz mit dem Betroffenen sowie den Akteuren durchzuspielen. Des Weiteren müssen Fallaufgaben bearbeitet und präsentiert werden.

 

Mit beiden Querschnittsthemen habe ich auch beruflich oft zu tun. So ergeben sich auch Synergieeffekte zwischen Theorie und Praxis.

Und tatsächlich kommt es in der Praxis auch zu diversen Kombination bei den beiden ZG.

 

Aus meiner Praxiserfahrung kann ich berichten,  dass viele Menschen mit Fluchterfahrung unter diversen Ängsten und Traumata leiden. Selbstverständlich ist eine Fluchterfahrung mit ganz vielen existenziellen Ängste und Nöten  sowie Traumata verbunden.

 

Dieses Leiden lässt sich auch nicht im Rahmen von einer Akutbehandlung in einer psychiatrischen Klinik lösen, sondern es ist oftmals von einem langandauernden ( mehr als 6 Monate) Leidensprozess gekennzeichnet.  Aufgrund dieser langen Dauer des Leidens führt dies oftmals auch zu einer chronisch-psychischer Erkrankung, da auch die Lebensführung und Alltagsgestaltung stark eingeschränkt ist. Aufgrund dessen kann auch ärztlicherseits eine psychische Behinderung festgestellt werden. Allerdings gestalten sich die Zugangswege zum Gesundheitswesen und zum sozialem Unterstützungssystem als sehr, sehr schwierig. Und genau an dieser Thematik setzt auch das HFH-Modul an und zeigt auch einige "Best-Practice-Beispiele" aus der Praxis, wie eben die Zugangswege barrierefreier und für die Betroffenen einfacher ausgestaltet werden könnten.

 

Es gibt aber auch kulturbedingte und sprachliche Barrieren ganz anderer Art, die mir immer wieder in meinen beruflichen Kontext begegnen. So fällt es beispielsweise vielen Menschen mit Migrationshintergrund u.a. aus arabischen, syrischen, türkischen oder den Balkanländern schwer, eine Behinderung als solcher überhaupt zu akzeptieren. So hatte ich einen Jungen, wo ein runder Tisch in der Schule mit allen Beteiligten angesetzt war. Da hatte sich die Schule an uns gewandt, da bei dem Jungen grosse Entwicklungsdefizite und verhaltensbedingte Auffälligkeiten aufgefallen sind. Es ging darum, dass er eine Schulbegleitung bekommen sollte, allerdings lehnten die Eltern alle dafür erforderlichen fachärztlichen Untersuchungen ab. Die Eltern wollten und konnten sich überhaupt nicht vorstellen, dass ihr Kind  möglicherweise von einer  Behinderung  oder einer drohenden Behinderung betroffen sein konnte. Und teilweise ist ja auch der Besuch eines Kindergartens oder einer Schule kulturbedingt überhaupt nicht üblich bzw. nicht bekannt. Da jedoch in Deutschland die Kinder schulpflichtig sind, besteht hier ein großer Beratungs- und Aufklärungsbedarf für die betroffenen Familien.

 

Auch mit anderen Schwierigkeiten im Rahmen  der Feststellung von einer Sprachbehinderung wurde ich bereits in der Praxis konfrontiert. Zeitweise war es insbesondere zu Corona Zeiten aufgrund der damit erlassenen Vorschriften und Maßnahmen überhaupt schwierig, festzustellen, ob nur eine sprachliche Barriere z. B. bei den Kindern vorliegt oder es sich tatsächlich um eine Sprachbehinderung handelt. 

 

Umgekehrt kommt es natürlich auch vor, dass Menschen mit Behinderung auch einen Migrationshintergrund haben. Und beispielsweise zweisprachig hier in Deutschland aufwachsen.

 

Ihr seht also, es ergeben sich Parallelen und Kombimöglichkeiten sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung. Und sowohl bei Menschen mit Behinderung wie auch bei Menschen mit Migrationshintergrund gibt es diverse Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt.

 

Eine Herausforderung der ganz anderen Art besteht bei Menschen mit Migrationshintergrund mit dem zugewiesenem Aufenthaltsstatus sowie beim beruflichen Anerkennungsprozess. Teilweise wurden die Menschen aufgrund der langen Wartezeit beim Anerkennungsprozess oder auf einen anderen Aufenthaltstitel so zermürbt, dass sie unter Umständen auch  dadurch krank geworden sind. 

 

Aus meiner Zeit im Kliniksozialdienst hatte ich es auch häufiger mit ausländischen Ärzten oder Pflegefachkräften zu tun, die aufgrund der langen Bearbeitungs- und Wartezeit im Anerkennungsprozess nicht entsprechend ihrer beruflichen Qualifikation eingesetzt werden konnten. So arbeitete damals eine junge ausländische Ärztin viele Jahre lang in der Pflege mit, bevor sie hier als Ärztin anerkannt wurde. Auch dies müsste sich zukünftig verbessert. Übrigens wurde erst gestern beim ARD in der Tagesschau um 15:45 Uhr über Ärzte mit Migrationshintergrund in deutschen Kliniken berichtet. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und des  demografischen Wandels ist der gestrige ARD-Beitrag sehr empfehlenswert.

 

Eine ganz besondere Herausforderung, mit der wir Fachkräfte befasst sind und die sich durch das BTHG ergeben hat, sind die derzeitigen Umstrukturierungsprozesse der Behindertenhilfe, die schwerpunktmässig auf Personenzentrierung und Digitalisierung in der Behindertenhilfe ausgerichtet sind. Davon berichte ich euch das nächste Mal mehr..

 

Habt ihr in eurem beruflichem Handlungsfeld ähnliche Erfahrungen mit chronisch kranken Menschen, mit Menschen mit Migrationshintergrund  oder bei Menschen mit Behinderung gemacht? Welche Herausforderungen müsst ihr in eurem beruflichem Handlungsfeld bewältigen?

 

Freue mich auf eure Rückmeldungen.

 

Bis bald und noch einen schönen Sonntag.

 

Liebe Grüße 

 

Byana 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bearbeitet von Byana

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