Umzug, Druck im Job & Job Angebot
long time no news. Wo fange ich am besten an? Ich bin ganz ehrlich: über etwas Input von außenstehenden Menschen würde ich mich tatsächlich sehr freuen, denn mein überaktives Nervensystem vernebelt mir gerade die Entscheidungsfreude und Sicht.
Ich bin vor kurzem umgezogen, in eine benachbarte Stadt. Der Schritt war nach 13 Jahren wirklich herausfordernd für mich. Gewohnte Routinen und Abläufe aufzugeben gehört jetzt nicht unbedingt zu meinen Stärken.
Im Job läuft es weiterhin, jedoch nicht wie immer. Ich arbeite jetzt seit 2,5 Jahren in der Firma. Der Workload ist hoch. Man hat permanent 100 verschiedene Themen auf dem Tisch. Mein Chef ist ein "Arbeitstier", meine Kollegin eine "High Performerin", immer bei 200%, immer On Fire. Mein Chef geht davon aus, dass alle anderen ebenfalls Arbeitstiere sind oder sein sollen. Wenn man um 16:00 Uhr in den Feierabend geht, sagt er zwar nichts, aber das Team weiß, dass er es nicht gerne sieht.
Aktuell kündigen wir viele Mitarbeiter, auch wegen Schlechtleistung und/oder betriebsbedingt (als vorgeschobener Grund). So habe ich ebenfalls die Sorge, dass er mich auch irgendwann aufgrund von "Schlechtleistung" kündigt - da ich seit einiger Zeit keine 200% geben kann. Kurz zum Hintergrund: im Dezember war ich krank und habe trotz 38 Grad Fieber noch 45h abgerissen und aus dem Bett heraus gearbeitet, da die Themen dringlich waren (es dankt einem keiner). Im Januar hatte mein Freund die Grippe, ich habe mich ebenfalls angesteckt und wir waren insgesamt zwei Monate krank. Uns ging es wirklich mies.
Seitdem konnte ich keine 200% mehr abliefern. Hinzukommen einige schwere Vitaminmängel, die aktuell noch nicht behandelt wurden (u.a D3, B1, Selenmangel, Ferritin sehr niedrig etc).
Ich mache aktuell ein paar Flüchtigkeitsfehler. Die Masse an Aufgaben und die Vielfalt ist nicht ohne. Ich mag es, einen generalistischen Job zu haben - keine Frage. Nur ist es manchmal auch schlichtweg zu viel an Multitasking.
Es läuft einiges schief und man läuft gegen Wände. Ich habe oft versucht das Konzept der Ausbildung umzuorganisieren, bin dabei aber auf die Mithilfe der Abteilungen angewiesen. Zum Beispiel: Letztes Jahr beschwerte sich die Fachabteilung, dass sie nicht wissen welche Inhalte sie vermitteln sollen. Dafür gibt es ja den Rahmenlehrplan, den sich niemand ansieht. Ich habe also den Rahmenlehrplan in kleinstarbeit aufbereitet, damit sich die Abteilungen dort eintragen können. Auch nach mehrmaliger Erinnerung: keinerlei Rückmeldungen. Es ist maximal frustrierend und man reibt sich auf. Mit der Zeit fühlt man sich in seiner Arbeit nicht gewertschätzt.
Mein Chef weist mich aktuell auf jeden kleinen Fehler hin, den ich aktuell mache.. z.B. wenn ich einen Nachtrag zum Arbeitsvertrag erstelle, (von einem Mitarbeiter aus einer Tochtergesellschaft) und ich nehme das falsche Template -.- Oder andere Kleinigkeiten. Das setzt mich unter Druck, weil ich mittlerweile "Angst" habe Fehler zu machen. Er übt gerade viel Druck aus, mit 100 verschiedenen Themen, die erledigt werden müssen. Manchmal weiß ich gar nicht, was ich zuerst machen soll. Ich kümmere mich ums Azubi Recruiting und habe parallel noch 2 andere Stellen offen, nebenbei haben die Azubis auch wieder Themen und kommen auf mich zu, dann fordert der Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft etwas an, zeitgleich hat die andere Tochtergesellschaft verschiedene arbeitsrechtlichen Themen um die ich mich kümmern muss, nebenbei die neue Mitarbeiterin onboarden - Vertrag vorbereiten, alle Dokumente versenden und einholen, zwischendurch Seminare, Anfragen von Mitarbeitern zu Schulungen, die geklärt werden wollen. Erneute Nachfrage von meinem Chef gestern per Mail, wie der Stand vom Recruiting der Tochtergesellschaft ist und das wir für die andere Stelle dringend eine Stellenbeschreibung und Ausschreibung brauchen.... und irgendwann muss ich auch noch die Abteilungen der Azubis planen, da die Gespräche suchen, neue Mitarbeiter zu den Pflichtschulungen anmelden etc....
Die Einstellung meines Chefs ist grundsätzlich so: ein Auszubildender leidet unter Panikattacken, mein Chef sagt über diese Person "die sind alle nicht mehr leistungsfähig“ und lästert über die Person. Da weiß ich als Mitarbeiterin seines Teams doch schon ganz genau, wie er über mich denkt, wenn ich mal krank bin. Ich finde es wirklich erschreckend. Man darf absolut keine Schwäche zeigen.
Nichtsdestotrotz gibt es auch gute Seiten: mein Chef ist super locker, macht oft Scherze, das Team ist locker (auch wenn ich mich oft nicht zugehörig fühle, aber das ist ein anderer Punkt). Aber man darf eben keine Schwäche zeigen.
Der Umzug versetzte mich etwas in eine Art "Panikmodus", da es auch etwas triggerte und ich einfach nicht gut mit solch gravierenden Veränderungen umgehen kann - es ist einfach außerhalb meiner Komfortzone, ich brauche für die Umgewöhnung einfach länger. Ich kenne hier niemanden in der Stadt (außer meinen Freund) und da kommt schnell das Gefühl auf, dass es sich so "abhängig" anfühlt.
Und wenn das Nervensystem erstmal on fire ist, naja...
Nun sind das alles viele Themen und zugleich habe ich ein Jobangebot für den öffentlichen Dienst, ebenfalls im Personalmanagement - aber in der neuen Stadt. Da mich der Umzug schon so durchgerüttelt hat, bin ich mir nun unschlüssig was ich tun soll.
Pro und Contra Listen habe ich endlos gemacht, mein Bauchgefühl ist gerade nicht verfügbar, weil ich mir tendenziell ins Hemd mache. Sollte ich jetzt auch diesen Bereich noch schlagartig ändern, obwohl ich gerade mit der Eingewöhnung zu tun habe? Kündigungsfrist sind bei mir 3 Monate zum Monatsende, eine Anstellung wäre erst zum 01.09 möglich. Ich hab einfach bammel, dass ich dann noch mehr in "Panik" verfalle, als aktuell (gelegentlich) eh schon. -> Zur Info: ich habe nicht permanent Panikattacken oder so. Es ist viel mehr eine aktuelle Ängstlichkeit im Raum, weil die Themen so viel auf einmal sind und der Umzug doch viel Veränderung mit sich gebracht hat.
So eine Chance kriegt man so schnell nicht wieder. Mein Freund arbeitet auch im ÖD (allerdings woanders) und kennt die Vorteile.
Der Job wäre auch im Personalmanagement, jedoch fallen einige Aufgabenbereiche weg, da die dort eigene Teams für verschiedene Bereiche haben wie zB Recruiting, Personalentwicklung, Azubis etc. Ich wäre keine disziplinarische Führungskraft der Azubis mehr, auch die Personalenwicklung würde wegfallen. Also vielleicht auch etwas positives, wenn man etwas entlastet wird?
Die Vorteile: es gibt deutlich mehr Gehalt, nach Tarif. In meiner aktuellen Firma ist keine Gehaltsentwicklung in Aussicht. Ich könnte die Gleitzeit tatsächlich nutzen (bei uns gibt es auch Gleitzeit, aber wir dürfen erst ab 7:30 Uhr arbeiten), aber im ÖD kann man von 6-21 Uhr flexibel arbeiten. Arbeitszeit sind 8h pro Tag, es wird auch darauf geachtet. Es gibt 50% Home Office nach der Probezeit, was man flexibel gestalten kann. Zb kann man in der einen Woche 2x HO machen, in der nächsten 3x oder man macht in der einen Woche nur 1x Home Office und darauf die Woche 4x. In meinem jetzigen Job müssen wir zwingend 3x die Woche ins Office. Es gibt eine Jahressonderzahlung - oder zusätzlich 3 Wochen Urlaub, was ein wahnsinnig gutes Benefit ist.
Ich kann leider nicht abschätzen, wie hoch der Workload im ÖD ist. Wir haben über eine Bekannte meines Freundes mal nachgefragt, die dort arbeitet und sie meinte, sie sind Land unter. Das Klischee "öffentlicher Dienst ist nur Kaffee trinken und ganz entspannt" trifft denke ich nicht zu.
Weiterhin ist es wohl so, dass man gesundheitlich mehr Sicherheit hat. In der Privatwirtschaft wird sehr genau drauf geschaut, wie oft und lange man krank ist, im ÖD ist das wohl nicht so?
Und man wird dort wohl nicht so leicht wegen Schlechtleistung gekündigt, also wenn man nicht die ganze Zeit 200% geben kann. (Meinte mein Freund zumindest). Klar, Leistung erbringen muss man überall, aber in der Privatwirtschaft ist das schon etwas anderes.
So. Nun habe ich diesen langen Beitrag verfasst. Ich bin hin und hergerissen und muss bis morgen eine Entscheidung treffen... das Timing ist super :D Ich fühle mich gerade wahnsinnig unter Druck gesetzt...
Also falls hier jemand im öffentlichen Dienst arbeitet oder seine Erfahrungen teilen möchte, wäre ich sehr dankbar dafür! :)
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