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FAQ's: Promotion nach dem bzw. im Fernstudium


MartinGS

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Hallo zusammen,

 

nachdem das Thema an anderer Stelle aktuell geworden ist, widme ich mich in diesem Beitrag FAQs für das Thema Promotion im Fernstudium. Ziel ist es, die im verlinkten Beitrag gesammelten Fragen entlang meiner bisherigen Erfahrungen und den geltenden Vorgaben und Rahmenbedingungen zu beantworten. 

 

0. An wen richtet sich dieser Blogeintrag?

 

Mit diesem Eintrag gebe ich einen Überblick für all jene, die während oder nach einem Fernstudium mit der Gedanken einer berufsbegleitenden Promotion liebäugeln. Im Forum gab es in den letzten Monaten immer wieder Rückfragen von Interessent*innen zu diesem Thema. Auch wenn der Fokus des Forums eher auf Bachelor- und Masterprogrammen im Fernstudium liegt, möchte ich unserer Community einen Ausblick geben, was danach „on-top“ möglich ist.

 

1. Wo ist eine nebenberufliche Promotion möglich?

 

Grundsätzlich könnt ihr in Deutschland an jeder Universität oder Hochschule mit Promotionsrecht ein entsprechendes Vorhaben beginnen. Dabei ist es formal unerheblich, ob ihr das Forschungsprojekt in Präsenz oder berufsbegleitend absolvieren wollt. Solltet ihr eine bestimmte Hochschule im Blick haben, empfehle ich euch die jeweilige Promotionsordnung heranzuziehen.

Zudem habt ihr die Möglichkeit, entweder direkt oder über Bildungsdienstleister an in- oder ausländischen Hochschulen mit Promotionsberechtigung ein Programm durchzuführen. Hier hat sich eine ganze Menge von Bildungsangeboten auf dem Markt etabliert, die man parallel zum Job wahrnehmen kann.

 

Hier eine (nicht abschließende) Reihe von möglichen Angeboten für berufsbegleitende Promotionen, die man tlw. als "Fern-Promotion" absolvieren kann:

 

 

2. Welche Arten von Promotionsverfahren gibt es?

 

Aus struktureller Sicht lassen sich zwei Formen der Verfahren unterscheiden.

 

Unstrukturierte Promotionsverfahren machen in Deutschland immer noch den mit Abstand größten Teil aus. Hierbei handelt es sich um das Verfahren, das man zumeist als wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in an einem Lehrstuhl durchläuft: Hier geht man seiner wissenschaftlichen Tätigkeit nach und arbeitet parallel über einen Zeitraum X selbstständig an seinem Forschungsthema – bis einen der/ die Betreuer*in für weit genug hält, um die Ergebnisse in Schrift zu gießen und einzureichen. Dabei organisieren sich Doktorand*innen komplett eigenständig, was gleichermaßen Segen und Fluch für die Betroffenen sein kann.

Ein strukturiertes Promotionsverfahren liegt hingegen dann vor, wenn man z.B. an einem Graduiertenzentrum in Vorbereitung der eigentlichen Forschungsarbeit eine Reihe von Kursen belegt. Typischerweise werden die Doktorand*innen in solchen Zentren in Themen wie Wissenschaftstheorie und -methodik geschult und enger während ihrer Vorhaben begleitet, sodass sie insgesamt mehr Struktur bei ihrem Forschungsprojekt erhalten. Mitunter werden diese Qualifizierungsangebote auch als Hochschulzertifikat angeboten, mit denen man ECTS-Punkte erwerben kann (wie z.B. hier).

Die meisten der in 1. gelisteten Angebote fallen in die Kategorie der strukturierten Promotionsprogramme rein.

 

3. Wieso wird bei Promotionen so oft mit Universitäten aus dem Ausland kooperiert?

 

Meiner persönlichen Erfahrung nach sind strukturierte Promotionsverfahren für Fernstudierende die geeignetere Option, da sie – wie der Name verrät – mehr Struktur geben und sie sich dadurch besser organisieren lassen. Das macht sie nicht schwerer oder einfacher, aber besser beherrschbar. Klassische Promotionsprogramme an deutschen Universitäten sind zumeist nicht auf Berufstätige, sondern auf eine wissenschaftliche Vollzeittätigkeit vor Ort zugeschnitten. Als Berufstätige*r hat man nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Mitarbeitenden an Universitäten, die tagtäglich in Präsenz und im Forschungsteam Kontakt zur Welt der Wissenschaft halten.

Hier gehen ausländische Universitäten, insbesondere aus dem angelsächsischen Raum, einen deutlich pragmatischeren Weg. Aus diesem Grund sind bspw. DBA-Programme aus dem UK bei Bildungsdienstleistern weit verbreitet, weil sie eine für Vollzeit-Berufstätige zugeschnittene Option zur Promotion bilden. Auch klassische PhD-Programme sind strukturierter als die „deutsche Durchschnittspromotion“, wodurch sie außerhalb des akademischen Umfelds besser händelbar sind.

 

4. Welche Arten von Promotionsabschlüssen gibt es und wie dürfen diese getragen werden?

 

Sprechen wir von einer „echten“ Promotion, reden wir zunächst einmal immer von einem Abschluss auf der dritten Stufe des Bologna-Systems. Für Abschlüsse von inländischen Universitäten ist das kein Problem: Der Abschluss lässt sich genau in der verliehenen Form vor dem Namen tragen und als Kurzform in die Ausweisdokumente eintragen. In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Doktorgraden, zu denen u.a. gehören (nicht abschließende Auflistung):

 

  • Dr. agr.
  • Dr.-Ing.
  • Dr. iur.
  • Dr. med.
  • Dr. med. dent.
  • Dr. med. vet.
  • Dr. oec.
  • Dr. paed.
  • Dr. phil.
  • Dr. PH.
  • Dr. rer. biol. hum.
  • Dr. rer. medic.
  • Dr. rer. nat.
  • Dr. theol.

 

Auf Wikipedia findet ihr hier eine ausführlichere Übersicht.

Üblicherweise werden all diese Abschlüsse im Alltag in der Kurzform „Dr.“ vor dem Namen geführt, z.B. auf der Visitenkarte, in E-Mails oder in sonstigem Schriftverkehr. Ob man sie in der Kurz- oder Langform trägt, ist jedem bzw. jeder selbst überlassen.

 

5. Und wie sieht es mit ausländischen Abschlüssen aus?

 

Für ausländische Abschlüsse gelten bestimmte Vorgaben der KMK. Demnach gilt der Grundsatz: Wird ein ausländischer Grad von einer staatlichen oder einer nach dem jeweils geltenden Recht staatlich anerkannten Hochschule erworben, so darf dieser in der Originalform oder in der geläufigen Abkürzungsform inklusive Herkunftszusatz getragen werden. Hat man also einen DBA an der Middlesex University London erworben, so wäre die korrekte Grundform:

 

Max Mustermann, Doctor of Business Administration (Middlesex University) oder

Max Mustermann, DBA (Middlesex University)

 

Bei Hochschulen der EU, des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) sowie einigen weiteren Staaten kommen begünstigende Regelungen für die Führung von akademischen Graden inkl. Doktorgraden zu tragen. Diese begünstigenden Regelungen sind auch in die jeweiligen Vorgaben der Länder (ggf. in unterschiedlicher Formulierung, aber alle mit den gleichen Grundaussagen) überführt worden. Gemäß dieser dürfen Doktorgrade wahlweise auch in der Originalform bzw. der Kurzform ohne Herkunftszusatz, oder auch als „Dr.“ vor dem Namen und ohne Fachzusatz getragen werden.

Für Herrn Mustermann, der seinen DBA an der Middlesex University erworben hat, wären also auch die folgenden Formen zulässig:

 

Max Mustermann, DBA oder

Dr. Max Mustermann

 

Wichtig: Es dürfen nicht beide möglichen Formen gleichzeitig getragen werden (also hier: Dr. Max Mustermann, DBA). Dies wäre unzulässig.

 

Als „Randphänomen“ aus Tschechien und der Slowakei gibt es neben der Promotion auf der dritten Stufe des Bologna-Systems noch die sog. kleinen Doktorate. Diese sind zumeist deutlich kürzer (Regelstudienzeit meistens 12 Monate), befähigen formal nicht zum selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten und dürfen nicht als „Dr.“ vor dem Namen getragen werden. In der Vergangenheit gab es den einen oder anderen Politiker, der ein kleines Doktorat absolviert, es aber als "großes" Doktorat verkauft hat. Das macht sie nicht automatisch wertlos (Bildung zahlt bekanntlich immer die besten Zinsen), jedoch sind sie weniger verbreitet und haben demnach mglw. weniger Renommée.

Folgende kleine Doktorate gibt es u.a. – die übrigens auch von einigen Bildungsdienstleistern im deutschsprachigen Raum angeboten werden (siehe etwa hier):

 

  • JUDr. – Doktor der Rechte
  • PaedDr. – Doktor der Pädagogik
  • PharmDr. – Doktor der Pharmazie
  • PhDr. – Doktor der Philosophie (Betriebs-, Geistes-, Sozial-, Bildungs- und Erziehungswissenschaften)
  • RNDr. – Doktor der Naturwissenschaften

 

Hat Herr Mustermann z.B. ein solches kleines Doktorat erworben, so wäre die korrekte Führung:

 

PhDr. Max Mustermann

 

Ein absolutes No-Go – insbesondere bei ausländischen Hochschulgraden – sind käuflich erworbene „Ehrendoktorgrade“ von unseriösen Titelmühlen. Darunter versteht man Doktorgrade, die man ohne wissenschaftliches Promotionsverfahren, jedoch käuflich gegen eine Gebühr erwerben kann. Eine kurze Suche bei Google zeigt euch dutzende Möglichkeiten auf, um an vermeintlichen Hochschulen einen Dr. h.c. in Freundschaft oder Esoterik zu erwerben. Das mag als witziges Geburtstagsgeschenk vielleicht noch taugen. Das unzulässige Tragen von akademischen Abschlüssen ist jedoch eine Straftat gemäß § 132a StGB dar und kann euch im schlimmsten Fall eine Gefängnisstrafe einbringen. Lasst die schlechten Scherze also auf Geburtstagen und druckt sie euch bloß nicht auf die Visitenkarte. Wirklich nicht.

 

6. Wie läuft ein Promotionsstudium grundsätzlich ab?

 

Unabhängig ob strukturiert oder unstrukturiert – am Anfang stehen eine Idee und die Suche nach einem geeigneten Betreuer/ einer geeigneten Betreuerin. Meistens bietet es sich an, unabhängig von der Universität ein Research Proposal zu verfassen, d.h. eine Themenskizze mit Titel, Problemdarstellung, methodischem Vorgehen, Zeitplan und einer ersten Liste an Literatur. Mittlerweile bieten viele Universitäten Handlungsempfehlungen zur Verfassung von Research Proposals an (z.B. Exeter oder Gloucestershire), die man als Anhalt nutzen kann.

Hat man ein gutes Research Proposal und damit eine „gute“ Vision, wohin die Reise gehen soll, hängt es im weiteren von der Strukturierung des Programms und von jedem einzelnen Lehrstuhl bzw. jedem/ jeder Betreuenden ab, wie ein Promotionsprojekt ablaufen kann.

An einer deutschen Universität ohne Struktur könnte der Ablauf wie folgt aussehen:

 

  1. Einreichen des Proposals beim bzw. bei der jeweiligen Professor*in
  2. Positives Feedback des/ der Betreuer*in und Aufnahme in die Promotionsliste der Universität
  3. Selbstständige Erarbeitung des Forschungsthemas, beginnend bei der Literaturrecherche und der Methodik
  4. Durchführung von Doktorandenseminaren am Lehrstuhl, dabei: Einholen von Feedbacks
  5. Einarbeiten von Feedback und Wiederholung von Schritt 3) + 4)
  6. Wenn bei Schritt 5) eine ausreichende Reife durch den/die Betreuer*in festgestellt wird: Beginn der Forschungsphase (z.B. Durchführung Experiment, Experteninterviews, Entwicklung eines Prototypen etc.)
  7. Analyse und Auswertung der Forschungsdaten
  8. Validation und fortlaufende Diskussion mit dem/ der Betreuer*in zum Thema
  9. Ggf. Wiederholung von Schritt 7) und 8), bis das Forschungsergebnis „rund genug“ ist
  10. Durchführung eines Oberseminars, bei dem die Zwischenergebnisse der Fakultät vorgestellt werden
  11. Wenn das Ergebnis des Oberseminars positiv ist: Erstellung einer v1 der Dissertation mit Lektorat
  12. Einreichen der Arbeit
  13. Verteidigung vor einer Prüfungskommission (Defensio/ Rigorosum), die aus einem/ einer Vorsitzenden sowie Erst-& Zweitbetreuer*in besteht

 

Demgegenüber läuft es z.B. an meiner Universität im UK wie folgt:

 

  1. Vorlage der v1 des Proposals
  2. Feinabstimmung des Proposals mit dem zukünftigen Supervisor
  3. Vorlage des finalen Proposals bei der School und Bewilligung durch den Dean of School
  4. Durchführung von Pflichtseminaren zum Thema Forschungstheorie und wissenschaftliches Arbeiten, dabei: Erstellung von Modularbeiten zu den Seminaren
  5. Nach Abschluss der Seminare: Verleihung eines postgradualen Zertifikats in Forschungsmethoden (Postgraduate Certificate/ PGCert in Research Methods)
  6. Erstellung der Project Approval Form (PAF), um das Forschungsthema final bei der School billigen zu lassen
  7. Nach Billigung der PAF: Erstellung der Kapitel zur Literaturrecherche, zum Fachkonzept und zur Forschungsmethodik der Arbeit
  8. Wenn die drei Kapitel feinjustiert und mit dem Supervisor abgestimmt sind: Beginn der Forschungsphase (wie oben)
  9. Analyse und Auswertung der Forschungsdaten (wie oben)
  10. Validation und fortlaufende Diskussion mit dem Supervisor (wie oben)
  11. Parallel zu Schritt 9. und 10.: Verfassen der Kapitel zur Analyse/ Auswertung der Forschungsdaten sowie zur Validation der Ergebnisse
  12. Sobald der Supervisor einen ausreichenden Fortschritt (= d.h. die Dissertation ist kurz vor Abschluss) sieht: Stellen eines Request for Submission bei der School, bei dem die Einreichung gegenüber dem Dean of School angekündigt wird und letzte Formalismen geklärt werden.
  13. Sobald der Request for Submission gebilligt und die Dissertation abgeschlossen ist: Finalisieren und Einreichen der Arbeit
  14. Durchführung der Viva Voce vor einer Prüfungskommission, in der Mitglieder der School, aber nicht die Supervisors sitzen.

 

Jede Universität ist beim Ablauf im Detail ein wenig anders – so oder ähnlich kann es jedoch aussehen.

 

7. Was sollte bei der Erstellung beachtet werden?

 

Bei der Durchführung der Forschungsarbeit kann man zahlreiche Dinge aufzählen, auf die man achten könnte - je nach Hochschule, Betreuungsperson, Umfeld und persönlicher Situation. Meine vier wichtigsten Punkte, die ich bisher als Lessos Identified mitgeben kann, sind folgende:

 

Eine Doktorarbeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon: Entscheidet man sich für diesen Weg, wird euch dieses Projekt für die nächsten Jahre zusätzlich zum Job, zu familiären und sozialen Verpflichtungen begleiten. Ihr könnt dabei nicht ständig durchsprinten, sondern müsst auch Pausen machen. Ansonsten brennt ihr aus und macht euch kaputt – das ist kein Projekt dieser Welt wert.

 

Es gibt keine einfachen Abkürzungen bei der Promotion: Auch wenn uns smarte Recherche-, Analyse- und Auswertungstools die Arbeit heutzutage erheblich leichter machen, ist eine Promotion weiterhin Knochenarbeit. Hier möchte ich niemanden entmutigen diesen Schritt zu gehen - wichtig ist es aber ein klares Erwartungsmanagement zu betreiben. Mein akademischer Mentor sagt passend hierzu immer: Wissenschaft sind 5% Inspiration und 95% Transpiration – das kann ich nur dreimal dick unterstreichen. Versucht auch gar nicht erst aufgrund eines Motivations-Tals der Tränen einen Ghostwriter einzukaufen, denn der kann euch zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr weiterhelfen. Wer den Doktorgrad haben möchte, muss sprichwörtlich leiden und alle 5 Phasen der Promotion durchlaufen. Sorry, da gibt es keine Abkürzung! 😅

 

Eine Promotion macht man aus Spaß an der Wissenschaft, nicht (nur) für die Visitenkarte: Wer glaubt, dass man „mal so eben“ eine Beraterpromotion in kürzester Zeit erledigen möchte – go for it! Ist aber meiner Meinung nach der falsche Ansatz. So ein Vorhaben scheitert erfahrungsgemäß schnell daran, wenn man das ganze nur wegen der magischen zwei Buchstaben vor dem Namen, nicht aber aus einem Mindestmaß an intrinsischer Freude an der Wissenschaft macht. Ein Stück selbstständige Forschung zu leisten ist ein Commitment, das einen für die Zukunft prägt – und nicht nur ein Hot-Wash-Up auf der Karriereleiter nach oben darstellt.

 

Eine Doktorarbeit sollte kein Einzelkampf werden: Egal, was für ein cooler Typ/ eine coole Typin ihr seid – so eine Doktorarbeit kostet nicht nur Zeit und Aufwand, sondern benötigt auch Akzeptanz in eurem sozialen Umfeld. Ihr macht euch die Arbeit ungemein einfacher, wenn ihr Menschen um euch herum habt, die euch bei der Arbeit unterstützen. Seien es nun Freunde, die Verständnis für eure Pläne haben – oder der Arbeitgeber, der euch womöglich extra Freiräume für die Erstellung der Arbeit gibt.

 

8. Was wird beim Thema Promotion am meisten unterschätzt?

 

Die Rolle von Selbstmanagement und Motivation. Wie bereits oben geschrieben: Diese Art von Projekt ist ein Dauerlauf, bei dem ihr mehrere Jahre lang ein Ziel vor Augen habt und (idealerweise) nicht aufgeben könnt, wenn ihr am Ende dem Abschluss haben möchtet. Es ist dabei auch überhaupt nicht schlimm zwischendurch ein Motivationstief zu haben. Die große Kunst ist es aber immer wieder aufzustehen, die Krone zu richten und weiterzumachen. Siehe auch Phase 3 der Promotion….

 

9. Muss ich bei einer Promotion publizieren und auf Kongresse gehen?

 

Das kommt drauf an. Grundsätzlich hilft es einem/ einer ungemein weiter, Zwischenergebnisse zu publizieren und z.B. auf einer Konferenz vorzustellen, weil man dadurch neue Blickwinkel und Impulse zur eigenen Arbeit bekommt. Jede zusätzliche Verpflichtung zur eigentlichen Arbeit ist jedoch ein zusätzlicher Aufwand, den man in das Gesamtvorhaben einplanen muss. Möchte man seine Dissertation als Monografie schreiben, sind separate Publikationen – je nach Promotionsordnung der jeweiligen Universität - nicht zwingend erforderlich. Bei sog. kumulativen Dissertationen sind sie hingegen Pflicht, weil die Forschungsleistung als eine Art Sammelband von Publikationen dokumentiert wird (mehr Details im nächsten Punkt).

Meine Empfehlung hierzu: Nutzt bspw. Doktorandenforen auf Forschungskongressen, um euch Ideen und Perspektiven von außen einzuholen – aber behaltet immer Aufwand und Nutzen im Blick.

 

10. Welche Formen von Dissertationen gibt es und wie lang sind diese?

 

Gerade eben wurde das Thema schon angeschnitten: Es zwei Formen von Dissertationen, in denen man die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit in einer Promotion dokumentiert.

Monografien stellen ein in sich geschlossenes, logisches Einzelwerk im Sinne eines einzelnen "dicken Buchs" dar. Je nach Fach können die Inhalte unterschiedlich sein, oftmals finden sich aber die folgenden Gliederungspunkte in einer Monografie :

 

  • Einleitung
  • Literaturrecherche
  • Darstellung Forschungsmethodik
  • Analyse der Forschungsdaten
  • Vorstellung des Ergebnisses
  • Validation und Diskussion der Inhalte
  • Zusammenfassung und Ausblick
  • Literaturverzeichnis
  • ggf. Anlagen

 

Eine kumulative Dissertation hingegen ist eine Samlung von mehreren eigenständigen Publikationen, die durch eine Synopse am Anfang und eine Diskussion bzw. Zusammenfassung am Ende "eingerahmt werden". Dadurch, dass der/die Forscher*in die Inhalte der Publikationen über die Jahre hinweg erstellt und publiziert, ergibt sich dadurch ein tendenziell geringerer Aufwand beim Runterschreiben der Arbeit, weil die wichtigsten Inhalte schon vorliegen. Eine solche kumulative Dissertation könnte bspw. die folgende Struktur haben:

 

  • Einleitung
  • Synopse der Forschungsbeiträge
  • Publikation 1..n
  • Diskussion der Kerninhalte
  • Zusammanfassung und Ausblick
  • Literaturverzeichnis

 

Beide Formen haben jeweils ihre Vor- und Nachteile. Eine Monografie ist ein einzelnes, logisches Werk, an dem man als einziges Dokument (sofern nicht durch weitere Publikationen flankiert) arbeitet. Idealerweise hat es einen durchgängigen roten Faden, den man sukzessive aufbauen und weiterspinnen kann. Diese Form der Dissertation erfordert meiner persönlichen Meinung mehr Selbstmanagement, weil es hier nicht nötig ist im laufenden Verfahren bereits zu schreiben. Das führt bei manch Promovierend*en dazu, dass er/sie die gesamte Schreibarbeit auf einmal am Ende durchführt - was ziemlich aufwendig sein kann.

Kumulative Dissertationen haben den offenkundigen Vorteil, dass man - weil man seine Paper im laufenden Verfahren produziert - den Schreibaufwand über die Zeit der Promotion tendenziell eher verteilt und am Ende weniger Schreibarbeit als bei einer Monografie hat. Auf der Haben-Seite stehen dafür die zusätzlichen Aufwände, die bei einer Publikation auftreten (Peer Review-Verfahren, Zuschnitt der Paper-Inhalte auf bestimmte Konferenzen/ Journals, administrative Abwicklung zur Veröffentlichung der Paper), und die Herausforderung einen geeigneten roten Faden für die Paper zu spinnen, obwohl diese womöglich in unterschiedlichen Publikationsformaten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten hinterlegt sind.

 

Die Gesamtlänge einer Dissertation kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Meiner persönlichen Erfahrung liegen Dissertationen in Deutschland häufig zwischen ca. 150 und 250 Seiten, jedoch kann man hier keine Pauschalaussage machen. Aufällig ist beim Thema Länge, dass diese auch international sehr stark variiert. An meiner Uni im UK sind z.B. an der Business School Arbeiten mit 400 Seiten+ keine Seltenheit, während z.B. in den USA eine PhD-Thesis oftmals nur den Umfang einer deutschen Masterarbeit (ca. 80-100 Seiten) hat.

 

11. Was heißen die Begriffe Disputation, Rigorosum und Kolloquium?


Diese drei Begriffe stehen für unterschiedliche Formen der mündlichen Abschlussprüfungen, die (abgesehen von den Formalismen) nach der Einreichung der Dissertation folgen und hier in Deutschland üblich sind. Je nach Hochschule und Promotionsordnung ist eine dieser Formen zu absolvieren:

 

Eine Disputation ist ein wissenschaftliches Streitgespräch. Der/ die Promovend*in hält einen Vortrag über die Inhalte der Arbeit und muss danach die eigene Leistungen vor dem Promotionsausschuss verteidigen. Ziel dieses Formats ist es aufzuzeigen, dass sich der/ die Promovend*in der wissenschaftlichen Kritik der Prüfenden stellen und seine Ergebnisse im Diskurs verteidigen kann.

 

Ein Kolloquium kann als eine Art "abgeschwächte" Form der Disputation gesehen werden. Statt eines kritischen Streitgesprächs handelt es sich hier eher um einen Gedankenaustausch: Nach dem Vortrag zum Promotionsthema steigt der/ die Promovend*in in ein Diskussion über die Inhalte der Arbeit und z.B. mögliche Folgeuntersuchungen ein und wird gegenüber einer Disputation eher weniger "in die Mangel genommen".

 

Ein Rigorosum unterscheidet sich von der Disputation und dem Kolloquium dadurch, dass in der Abschlussprüfung nicht ausschließlich das Promotionsthema, sondern ein ganzer Fächerkanon abgefragt wird. D.h. der/ die Promovend*in muss belegen, dass er/sie über das Thema der Disseration hinaus eine bestimmte Wissenschaftsdisziplin kompetent vertreten kann.

 

Weitere Informationen zu diesen Prüfungsformen findet ihr auf hochschulkompass.de. Sie sind zwar durch die HRK normiert, jedoch sind die Übergänge bspw. zwischen Disputation und Kolloquium fließend. Auch kann es sein, dass bei der Prüfung - abhängig vom Prüfungsort - formale Abweichungen z.B. zur Teilnahme Externer bestehen. So kann eine Disputation an einer Hochschule A hochschulöffentlich, an der Hochschule B wiederum unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden.

 

Im internationalen Kontext hängt die Form der Abschlussprüfung stark vom jeweiligen Staat ab. Da auf dem Markt der Fernstudienanbieter häufig britische Angebote zu finden sind, hebe ich die sog. Viva Voce vor (meistens nur Viva genannt). Während die o.g. Prüfungsformen in Deutschland tendentiell 45-60 Minuten lang sind, dauert eine Viva durchschnittlich ca. zwei Stunden. Sie verfolgt dabei zwei Ziele:

 

  • Der/ die Promovend*in weist durch ihr/ sein Wissen nach, dass die Arbeit wirklich die eigene ist, indem er/ sie ein umfassendes Detailwissen über das Forschungsprojekt vorweist, und
  • er/ sie weist nach, dass er/ sie eine kompetente Forschungsperson sind.

 

Ganz nach dem Motto "Vom Groben ins Feine" fängt man bei dieser Prüfung mit Einstiegsfragen an, anschließend "wühlen" sich die Prüfenden durch die einzelnen Inhalte der Arbeit - von der Literatur bis hin zum Beitrag für die Scientific Community. Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, folgt die Bewertung, die nicht nur aus Bestanden/ Nicht bestanden besteht. Es ist sehr unüblich, dass die geprüfte Person als "immediate pass" oder "immediate fail" bewertet wird (Bezeichnungen können je nach Uni abweichen, sind inhaltlich aber identisch). In den meisten Fällen lautet das Ergebnis "Pass - minor changes" (man muss vor der finalen Einreichung einige kleine Details innerhalb der nächsten Wochen nacharbeiten) oder "Pass - major changes" (man muss einige größere inhaltliche Anpassung über mehrere Monate hinweg durchführen). Auch gibt es je nach Uni die Möglichkeit, dass - wenn die Arbeit nach Ansicht der Komission nicht das Niveau eines PhD erreicht - mit einem Master of Philosophy (MPhil) ein sog. Opt Out-degree verliehen wird.

Weitere Details zum Thema Viva Voce findet ihr u.a. hier.

 

12. Wie schnell kann der Abschluss erreicht werden?

 

Eine Promotion ist gemäß Bologna-Vorgaben äquivalent zu einer dreijährigen Vollzeittätigkeit in der Forschung. Üblicherweise kann man bei den meisten o.g. Promotionsprogrammen seine Dissertation nach frühestens drei Jahren einreichen, tlw. auch früher. Die durchschnittliche Dauer für ein Promotionsprojekt in Deutschland lag zuletzt bei ca. 4,5 Jahren. Je nachdem, welches Thema ihr untersucht und an welcher Universität ihr seid, kann die Länge variieren.

Übrigens: Ich finde es reichlich unseriös, wenn Bildungsdienstleister z.B. mit einer "möglichst effizienten Promotion in kürzester Zeit" werben. Jeder und jede ist aufgrund der persönlichen Rahmenbedingunge, daher muss man sein eigenes Tempo entwickeln. Wirbt ein Dienstleister damit, trotz aller privaten und beruflichen Verpflichtungen z.B. in 1,5 Jahren fertigzusein, dann zeugt das meiner Ansicht nach nicht unbedingt vom Niveau des Programms.

 

13. Ab wann darf man die magischen Buchstaben "Dr." tragen?

 

Das hängt von der jeweiligen Universität ab. Grundsätzlich gilt: Sobald ihr eine beurkundete Bescheinigung hierfür habt - entweder in Form einer vorläufigen oder der offiziellen Promotionsurkunde. Meistens ist es für die Ausstellung der Urkunde erforderlich, dass die Dissertation in geeigneter Weise, z.B. durch die Bibliothek der Universität, in einem Verlag oder auf dem Portal der Deutschen Nationalbibliothek publiziert sind. Manche Universität bietet zudem die Möglichkeit, nach der Promotionsprüfung, aber noch vor der Verleihung der Promotionsurkunde den vorläufigen Grad Dr. des. (für doctor designatus) zu führen.

An dieser Stelle empfehle ich nochmals nachdrücklich den Blick in die jeweilige Promotionsordnung, weil jede Hochschule eigene Vorgaben dazu stellen kann.

 

14. Welchen Nutzen kann eine Promotion bringen?

 

In erster Linie öffnet man mit einer abgeschlossenen Promotion das Tor zur Welt der Wissenschaft. Hat man zudem berufliche Erfahrungen gesammelt (was für die meisten Fernstudierenden gilt), kann man bspw. meist problemlos als HAW-Professor*in an einer Hochschule anfangen. Auch hat man damit die Option, sich als Dozent*in an einer Hochschule bzw. einer Universität ein zweites Standbein aufzubauen.

Davon abgesehen können – sowohl in der Industrie, als auch im öffentlichen Dienst – die magischen zwei Buchstaben „Dr.“ vor dem Namen einen Karriere-Boost bewirken. Wer eine Promotion abgeschlossen hat, dem/ der wird oftmals Durchhaltefähigkeit, analytisches und ganzheitliches Denken, sowie die Fähigkeit für das Managen komplexer Projekte nachgesagt. Dadurch hebt man sich von anderen Bachelor- und Masterabsolvent*innen nochmals ab. Und auch, wenn alternative Wege nach oben bspw. mit einem MBA-Abschluss möglich sind, so stellt ein Doktorgrad in vielen Bereichen immer noch den Goldstandard dar.

Das strahlt bis ins Zivile hinein, wo ein Doktorgrad trotz aller Plagiatsfälle immer noch etwas Ehrwürdiges, fast schon Aristokratisches hat. Manch eine*r vergleicht den Grad mit einem Adelstitel – und spätestens wenn man beim Arzt vom Chef als „Lieber Kollege“ angesprochen wird, weiß man, was damit gemeint ist. Auch wenn ich selbst reichlich wenig von dieser Art Standesdünkel halte: Ein Doktorgrad stellt in unserer Gesellschaft eine gewisse Ehrenwürde dar, die den Absolvent*innen nicht nur akademisches, sondern auch gesellschaftliches Prestige bringt.

 

15. Wo und wie kann ich mich seriös zum Thema berufsbegleitende Promotion informieren?

 

Einen seriösen Ansprechpartner findet ihr bei eurem jeweiligen Bildungs-/Kultusministerium sowie beim Sekretariat des KMK. Speziell für Fragen zu ausländischen Abschlüssen (und die haben wir bei Bildungsdienstleistern für berufsbegleitende Promotionen oft vorliegen) gibt es mit der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen eine eigene Ansprecherstelle, die unter der Adresse zabservice@kmk.org zur Verfügung steht.

Darüber hinaus haben wir neben mir noch weitere Promovierende, die euch mit euren Fragen oder Anliegen unterstützen können. Gerne seid ihr auch eingeladen, Fragen unter diesen Blogeintrag zu schreiben.

 

Cheers,

Martin

Bearbeitet von MartinGS
Update bei möglichen Angeboten

18 Kommentare


Empfohlene Kommentare

Transparenzhinweis: Ich habe den Artikel soeben aktualisiert, weil sich bei der Erstellung diverse Typos und teilweise unsinnige Formulierungen eingeschlichen haben. Inhaltlich hat nichts geändert, jedoch habe ich diese Fehler für eine bessere Lesbarkeit korrigiert.

Bearbeitet von MartinGS
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Vielen Dank für diese umfassende und übersichtliche sowie verständliche Darstellung, auf die ich künftig gerne bei Fragen verweisen werde.

 

Vielleicht können die FAQ im Laufe der Zeit über die Kommentare noch erweitert werden (auch durch andere Forenmitglieder) und Rückfragen hier geklärt werden. Fragen zu konkreten einzelnen Programmen sind allerdings weiterhin bei den jeweiligen Anbietern sinnvoll.

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Habe gerade diese https://www.linkedin.com/posts/fernuniversität-in-hagen-forschungs-und-graduiertenservice_vwl-promotion-promovierende-activity-7165313992888942592-r8tc?utm_source=share&utm_medium=member_desktop Veranstaltung der Fernuni gesehen (scheinbar Anmeldung nur über linkedin, ich weiss nicht, ob man einen linkedin-Account braucht). Ist evtl. auch von Interesse, wenn man nur allgemein über die Promotion nachdenkt.

Bearbeitet von stefhk3
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Am 19.2.2024 um 08:48 schrieb Markus Jung:

Vielen Dank für diese umfassende und übersichtliche sowie verständliche Darstellung, auf die ich künftig gerne bei Fragen verweisen werde.

 

Vielleicht können die FAQ im Laufe der Zeit über die Kommentare noch erweitert werden (auch durch andere Forenmitglieder) und Rückfragen hier geklärt werden. Fragen zu konkreten einzelnen Programmen sind allerdings weiterhin bei den jeweiligen Anbietern sinnvoll.

 

Meine Absicht wäre es, bei entsprechenden Rückfragen ggf. die FAQ's zu erweitern, sobald bestimmte Fragen öfter auftreten. Natürlich kann ich mich nicht in jedem Detail zu jedem Promotionsprogramm äußern, das würde aber auch den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Mir geht es darum, einen versierten Einstieg zu dem Thema zu bieten.

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Vielleicht noch ein paar Ergänzungen:

 

Promotionsordnungen lesen ist absolut wichtig, nicht nur vo dem Vorhaben, sondern immer mal wieder, damit man weiß, was gefordert wird. In Hagen kann man wählen zwischen einer Praktischen Arbeit (Dr.-Ing.) und einer theoretischen Arbeit (Dr. rer. nat.) in Informatik. Die überwiegende Mehrheit macht aber ersteren.

 

Weitere Anmerkungen:

  • Es gibt noch einen Unterschied zwischen Kumulativer Dissertation und Monografie.
  • Noch wichtig wäre ggf. die Veröffentlichungen (Paper schreiben).
  • Das Netzwerk und die Unterstützung gegenseitig finde ich sehr wichtig.
  • Anerkennung von ausländischen Promotionen nur als "Dr.", ohne Fachbezeichnung. Man muss sich aber entscheiden ob "Nachname, PHD" oder "Dr. Nachname", nicht beides.
  • Doktoranden Seminare bei mir 2x pro Jahr um den Status zu präsentieren
  • Die Auswahl des Dr.-Vater/Muter ist sehr wichtig. Ich kenne einige die deswegen nicht fertig wurden (Verstorben, wegbeworben, andere Veränderung ...). Die Chemie muss passen!
  • Dauer der Promotion ist im Schnitt bei 5 Jahren Vollzeit! Das muss einem bewusst sein. Sich kontinuierlich motivieren und dran bleiben ist die größte Herausforderung für mich.
  • Es ist wirklich nicht zu unterschätzen und ich sage oft, och würde es nicht noch mal machen
  • Vielleicht noch den Unterschied zwischen Kolloquium, Disputation, Rigorosem aufnehmen in Punkte Verteidigung.
  • Ab wann man den Dr. tragen darf wird in der Promotionsordnung individuell geregelt. Manche dürfen den schon nach der Disputation als Dr. des. (Doctor designatus) führen, aber i.d.R. erst nach Erhalt der Urkunde (in Hagen erst nach Erhalt der Urkunde). Die Urkunde wird nur ein mal ausgehändigt. Verliert man die, war's das!

Das waren meine Anmerkungen bisher.

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vor 2 Stunden schrieb SebastianL:

Verstorben, wegbeworben, andere Veränderung

 

Dazu dann ggf., was in diesen Fällen passiert. Oder allgemeiner, ob und wie ein Wechsel der Betreuung möglich ist. Kann ja auch daran liegen, dass die Zusammenarbeit einfach nicht funktioniert.

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vor 9 Minuten schrieb Markus Jung:

 

Dazu dann ggf., was in diesen Fällen passiert. Oder allgemeiner, ob und wie ein Wechsel der Betreuung möglich ist. Kann ja auch daran liegen, dass die Zusammenarbeit einfach nicht funktioniert.

i.d.R. ist ein Wechsel nicht möglich! Das liegt einfach daran, dass Du ja jemanden finden musst, der im gleichen Thema forscht, was sehr selten ist. Und dann muss der rest (menschlich, Modell, etc.) auch noch passen. Kenne keinen, bei dem das funktioniert hat. Die haben entweder aufgegeben oder ein neues Thema angefangen.

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Da muss man aber sagen, dass das sehr vom Land/System abhängt. Hier ist tatsächlich ein grosser Unterschied zur britischen Dissertation, vielleicht ein wichtigerer als mancher Unterschied, der in meinen Augen manchmal überbewertet wird: Bei der britischen Dissertation ist man am Department in einem Promotionsstudiengang immatrikuliert und das Department ist dafür verantwortlich, die vereinbarten Bedingungen zu liefern. Dazu zählt das Stellen eines oder mehrerer Betreuer. Die können durchaus wechseln, aus einer Vielzahl von Gründen, das ist nicht sooo selten. Und es ist die Verantwortung des Departments für Ersatz zu sorgen. Das ist auch der Grund, warum die Rolle des Betreuers so deutlich anders ist, als des deutschen Doktorvaters - das liegt nicht daran, dass die deutschen Professoren alle schlecht oder uninteressiert wären, wie manchmal sugeriert, sondern daran, dass man in Deutschland weitgehend tatsächlich beim Doktorvater promoviert, in Grossbritannien promoviert man am Department und der Betreuer ist das ausführende Organ des Departments.

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vor 6 Stunden schrieb SebastianL:

Vielleicht noch den Unterschied zwischen Kolloquium, Disputation, Rigorosem aufnehmen in Punkte Verteidigung.

Würde ich nicht machen, höchstens den Hinweis, dass es Unterschiede gibt. Die Bedeutung der Begriffe schwankt, schon innerhalb Deutschlands. Behauptungen "Disputation ist immer genau so" usw. sind meist dem Glauben geschuldet, die Regelungen an der eigenen Uni seien überall gültig. Ganz zu schweigen von international (wir haben hier immer zahlreiche ausländische Promotionsangebote), da ist es noch viel anders. In England etwa ist die viva eine echte, normalerweise mehrstündige Prüfung, bei der Gäste nicht vorgesehen sind und die Idee eines Gastes merkwürdig wäre. In Holland ist die Verteidigung eine rein zerimonielle Angelegenheit ohne jede Konsequenz, der "Prüfling" bringt zwei Leute mit, die Antworten, falls er nicht weiterweiss. Die Arbeit ist bereits akzeptiert, benotet und gedruckt. Also irgendwelche Regeln was genau was bedeutet gibt es nicht, auch wenn immer wieder Leute das behaupten.

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Die drei Begriffe sind in der Wissenschaft allerdings in Deutschland normiert, also was die Unterschiede sind. International mag das anders sein, aber ich empfand das immer als sehr wichtig.

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Kannst Du mir eine Quelle für diese Normierung nennen? Ich habe x Fälle erlebt, wo jemand sagte "Colloquium ist immer öffentlich" (oder was auch immer) und sofort jemand von einer anderen Uni sagte "bei uns aber nicht". wikipedia (nicht 100%ig zuverlässig, aber immer ein guter Einstieg) sagt bei Disputation übrigens (nach einer längeren historischen Darstellung): "Im Unterschied zum Rigorosum bezieht sich die heutige Disputation als mündliche Doktorprüfung an vielen – aber nicht allen – Universitäten auf das Thema der Dissertation oder Habilitation." Klingt mir nicht so nach normiert. Und bei Rigorosum finde ich: "Im Unterschied zu den meist universitäts- oder fakultätsöffentlichen Prüfungsformaten der Disputation oder des Kolloquiums werden im Rigorosum neben dem Thema der Dissertation in der Regel noch weitere Fächer geprüft." meist, in der Regel - klingt nicht so normiert. Was soll übrigens Fach hier sein? Ich glaube nicht, dass die  z. B. die Informatiker noch in Geschichte geprüft werden. Da wären nach meiner Einschätzung die Durchfallquoten bei 99,99%.

Ich bin ersthaft an einer Aufklärung interessiert.

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Ergänzung: Bei Rigorosum sagt wikipedia auch "Ob eher das Rigorosum oder eher die Disputation als angesehenere der mündlichen Prüfungen im Rahmen eines Promotionsverfahrens gilt, wird von Hochschule zu Hochschule variieren, da keine der beiden Prüfungsformen bislang normiert oder vereinheitlicht worden ist. An manchen Hochschulen war oder ist auch eine Wahlmöglichkeit zwischen beiden Prüfungsformen gegeben."

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Ich habe die Punkte von @SebastianL und @stefhk3 - soweit es in der Struktur der FAQs sinnvoll abbildbar war - eingearbeitet. Das schließt die verschiedenen Prüfungsformen bei einem Promotionsverfahren ein. Hier bietet die HRK ein geeignetes Informationsangebot, in dem die Begriffe mMn hinlänglich eindeutig beschrieben werden.

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Am 21.2.2024 um 16:56 schrieb stefhk3:

Kannst Du mir eine Quelle für diese Normierung nennen?

Ich hab leider keine mehr. Hatte mich 2017 intensiv mit beschäftigt.

 

Ich glaube auch wir reden einander vorbei.

 

Der Ablauf kann komplett unterschiedlich sein, also welcher Teil öffentlich und welcher unter Ausschluss der Öffentlichkeit passiert. Wenn ich mich noch richtig erinnere war der Unterschied wie folgt: Ein Kolloquium ist keine Promotionsprüfung, sondern "nur" ein wissenschaftliches Gespräch. In der Promotion gibt es nur eine Disputation oder ein Rigorosum. Wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe, dann ist das eine die Disputation "nur" die Verteidigung der eigenen Arbeit (gemeinsames Verständnis über die Verifizierung oder die Falsifizierung der Thesis), während in einem Rigorosum zusätzlich auch noch angrenzende Fragen gestellt werden (andere Fächer). Nachdem ich den groben Unterschied wusste, hab ich in der Promotionsordnung nachgesehen und festgestellt, dass ich eine Disputation haben werde. Denn die Art der Prüfung wird in der Promotionsordnung festgelegt. Und das meinte ich nur mit Unterschiede und die sind denke ich überall gleich. Was auch aus meiner Sicht klar ist, das Vortragen ist öffentlich und es gibt eine zweigeteilte Fragerunde, mit der Öffentlichkeit und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Manchmal alles hintereinander, wie bei mir, manchmal an mehreren Terminen mit mehreren Steps (z.B. erst einmal intern, dann öffentlich, dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit) wie z.B. bei meiner Frau.

 

Man kann also schon sagen, die Verteidigung klassifiziert sich in a ) nur Verteidigung oder b ) Verteidigung + Wissensprüfung angrenzende Themen, sowie auf jeden Fall einen Teil öffentlich und einen Teil unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einem oder mehreren Tagen mit ggf. zusätzlichen Dingen, je nach Prozess und Hochschule.

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Ich würde sagen: Promotionsordnung lesen. Alles andere ist Kaffeesatzleserei. Der hochschulkompass-Link von MartinGS sagt z. B. über die Disputation "Gegenstand der Diskussion können dabei auch weitere Wissenschaftsgebiete sein, die sich zum Beispiel aus Ihren Nebenfächern ergeben", was die allgemeingültigkeit der Regel "Disputation nur über die Arbeit" beschränkt. Colloquium kenne ich auch eher als Bezeichnung für ein Doktorandentreffen mit Vorträgen, aber ich kenne mindestens eine Promotionsordnung, die die Doktorprüfung Kolloquium nennt. Das war eigentlich alles, was ich sagen wollte - man sollte sich nicht an absolute Regeln klammern. Es ist einfach jedes Detail ortsabhängig - auch Dinge wie die Anzahl der Prüfer, ob die Prüfer von der gleichen Uni sein können/müssen/nicht dürfen etc. Ich habe mal glaubhaft gehört (habe aber die Promotionsordnung nicht gelesen), dass an einer Uni die Doktoranden offiziell ein Nebenfach angeben müssen (also wer in Informatik promoviert, muss Nebenfach Mathematik oder Chemie oder Germanistik oder was auch immer angeben). Habe ich bis dahin auch nicht gedacht, dass es in der Promotion Nebenfächer gibt, aber gibt es an mindestens einer Uni ganz offiziell.

Jetzt hoffe ich, ich habe nicht vorbeigeredet - ich will nur sagen, man kann nicht sagen, "bei mir an der Uni gibt es eine Disputation, also werde ich nur zu meiner Dissertation befragt" oder anderes. Ohne konkrete Bestätigung für diese Uni (oder besser Fakultät) kann man so etwas nicht sagen.

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Als Ergänzungsvorschlag hier noch ein Hinweis auf die Blogs mit Erfahrungen mit berufsbegleitenden Promotionsvorhaben, um zu sehen, wie das dann in der Praxis aussieht:

 

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Transparenzhinweis: Durch Zufall bin ich darauf gestoßen, dass die RH Köln das Promotionsprogramm mit der University of Loughborough nicht mehr anbietet. Ich habe den Eintrag daher in der o.g. Auflistung entfernt.

Den genauen Grund hierfür kenne ich nicht. Jedoch gehe ich davon aus, dass die RH Köln aufgrund des nun bestehenden Promotionsrechts im Rahmen des Promotionskollegs NRW die Kooperation mit Übersee aufgegeben hat.

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