Interessantes aus der Ausbildungsgruppe
Da die Ausbildungsgruppe nun schon einige Zeit lang zusammen ist, wollte ich an der Stelle mal meine Eindrücke vom Institut, aber auch von den Menschen, auf die ich in der Gruppe treffe, schildern.
@Vica hat ja auch einige nette Facts und Erlebnisse aus ihrer Ausbildungsgruppe gepostet, was ich manchmal sehr komisch, aber auch befremdlich fand. Aber wie immer, wo man auf andere Menschen stößt, gibt es eben Reibungspunkte und manchmal auch Erstaunliches.
- Unsere Ausbildungsgruppe ist sehr kritisch. Das merkt man auch daran, dass bereits frühzeitig Kritik am Institut geübt wurde für Dinge, bei denen ich vermutlich noch nicht mal mit der Wimper gezuckt hätte. Sei es, dass Termine verlegt werden müssen oder Seminarbezeichnungen und -inhalte nicht 100%ig zueinander passen: Es wird ausgeprägt "gemeckert" 🐐.
- Zuerst hat mich das ein bisschen gestört. Mittlerweile meckere ich auch und ich weiß nicht genau, ob ich mich nur "angesteckt" habe 🦠 oder die Kritik 100% berechtigt ist.
- Beispiel: Das Gruppenpsychotherapie-Seminar war so random aufgebaut, dass man nicht davon sprechen kann, hier systemische Psychotherapie gelernt zu haben. Wir haben den Einsatz von Bewegung, Bildkarten oder kreativen Übungen (Ballspiele⚽, Tierfiguren🦙, Malen & Zeichnen🎨, Tanzen💃) in Gruppen gelernt. Das ist alles per se nicht als schlecht zu bewerten, es hat nur so gar niemanden von uns weitergebracht. Wir hoffen jetzt auf das Aufbauseminar und dass es dort auch eine klare Abgrenzung von anderen Methoden (inklusive Esoterik) zur systemischen Therapie geben wird. Die meisten von uns suchen nach Hilfestellungen, um sehr heterogene und ständig wechselnde Gruppen systemisch anzuleiten, sodass die Sitzungen auch Mehrwert für die Patient:innen bieten. Das fand bisher (noch) nicht statt.
- Natürlich ist auch unsere Ausbildungsgruppe sehr heterogen: Es gibt etliche Psycholog:innen, die bereits in anderen Berufen tätig waren und Psychologie zum Teil erst danach (auch über das Fernstudium) studiert haben. Altersmäßig liegt der Schnitt irgendwo bei 35 Jahren👴. Genauso gibt es einige, die bereits einige Jahre in Kliniken oder anderen Bereichen der Psychologie gearbeitet haben und auch Erfahrung mitbringen. Es ist vermutlich eher schwer, eine solche heterogene Gruppe gut "zu bedienen". Dennoch dreht sich viel Kritik auch darum, dass die Lebensrealität von z. T. schwerkranken Patient:innen durch das Gelernte nicht ausreichend gewürdigt wird, sodass Vieles einfach nicht so anwendbar ist, wie wir es erlernen.
- Einige Zeit stand eine Ausbildungsteilnehmerin im Fokus der Gruppe, weil ihr Verhalten als massiv störend und aufmerksamkeitshaschend empfunden wurde. Zum Beispiel stand sie mehrfach während des Seminars auf, ging in die Mitte des Raumes, legte dort lautstark irgendwelche Süßigkeiten oder andere Nahrungsmittel ab, damit die Gruppe sich bedienen konnte, kehrte dann aber quasi als einzige immer wieder zurück in die Mitte, um sich von dem Stapel zu bedienen. 🤦♀️Auch andere Verhaltensweisen führten immer wieder zu Reibungen: Zum Teil gab sie Wortmeldungen ab, die einfach nur daneben waren oder bewertete Wissen oder Erfahrungen von Teilnehmer:innen, die sie gar nicht kannte. Das wurde auch angesprochen, aber erstmal hat das zu keiner größeren Veränderung geführt. Beim letzten Mal empfand ich ihr Verhalten als weniger störend. Wir werden sehen, wie sich die Gruppe hier noch entwickelt.
- Teilnehmer:innen, die bereits mit systemischen Ausbildungen zu uns kamen (Berater- oder Coachingausbildung) geben durchaus kritisch zu bemerken, dass wir bisher wenig originär Systemisches erlernt haben. Insbesondere der systemischste aller Gedanken, nämlich dass wir als Ausbildungsgruppe ein System bilden, das in Wechselwirkung steht und sich zirkulär bedingt, wurde bisher kaum berücksichtigt (zumindest meinem Gefühl nach). Auch das Thema Aufstellungsarbeit haben wir nur sehr behutsam im Rahmen des ersten Selbsterfahrungswochenendes gestreift.
Insgesamt bin ich nach fast einem Jahr* doch etwas ernüchtert. Ich zweifle nicht per se an meiner Wahl, aber ich frage mich nun schon, ob es einen großen Unterschied macht, bei welchem Institut ich letztlich gelandet wäre. Vielleicht hätte ich bei einem VT-Institut eher was Handfestes gelernt? Ich weiß es nicht... 🤷♀️
Zum Schluss muss ich aber auch mal anmerken, dass ich mein Institut jetzt nicht vollkommen verteufeln möchte. Ich höre auch Schlechtes von anderen Instituten, z. B. von einer Arbeitskollegin, die ihre Ausbildung in VT macht und ebenfalls von organisatorischen Katastrophen berichtet, obwohl das Institut schon lange besteht und einen guten Ruf hat.
(*Das Ausbildungsjahr endet im September)
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