Buchbesprechung: How to Fernstudium
@Markus Jung hatte mir noch freundlicherweise ein Exemplar zur Verfügung gestellt, welches dann recht schnell gelesen und rezensiert war. Allerdings hatte ich vergessen, die Rezension auch hochzuladen 🫢. Hier ist sie nun, nach einigen Feinschliffen und nun auch bebildert 😁 Enjoy!
Es ist 2023, Leute! Als ich vor mehr als 15 Jahren erstmals mit dem Thema Fernstudium/Fernunterricht in Kontakt kam, wäre kaum jemand auf die Idee gekommen, Fernstudenten ein Buch zu widmen.
Das Lernen im Fernstudium selbst bestand damals aus Fernlehrbriefen mit ,,Frontal-Fakten". Besonders in meiner Anfangszeit fehlte es mir an Struktur, Selbstmanagement und allem, was dazugehört: Eine vernünftige Zielsetzung, Umgang und Einsatz der eigenen Ressourcen. Gesundheits- und Stressmangement und und und. Wer sowas wollte, musste damals Lernratgeber kaufen, die sich an Präsenzstudenten und Präsenzschüler richteten. Sicher, das war ein erster Anlaufpunkt, aber diese betonten stets das Lernen und Zusammenarbeiten mit Mitschülern, Lehrern, Profs usw. Und Tipps gegen Panik vor Prüfungen an weit entlegenen Plätzen ohne jegliche Ortskenntnis oder Mitstreiter gab es gleich gar nicht.
Wie schön, dass @Markus Jung und Tim nun ein Buch auf den Markt gebracht haben, das sich ausschließlich der Lernherausforderung für Fernstudis widmet.
Eckdaten:
Es handelt sich um die Erstauflage aus dem August 2022 aus dem Studienscheiss-Verlag (ich feier dieses Label, hehe). Autoren sind Tim Reichel und @Markus Jung. Es ist 172 Seiten stark und liegt mir als Softcover-Variante vor.
Optik/Haptik:
Das Titelbild ist ein Farbverlauf in verschiedenen Violett-Tönen, was es durch die knallige Farbe durchaus zu einem Hingucker im Regal macht. Zu sehen sind außerdem etwas schlichtere Cliparts von Studenten, jeweils mit Laptop und Tablet ausstattet, was die digitale Anbindung des Thema Fernstudiums gleich hervorhebt. Es ist zwar kompakt, aber insgesamt leicht und passt super in kleine Rucksäcke oder größere Handtaschen.
Preis:
Für 19,99€ wandert die Softcover-Ausgabe in euren Besitz über.
Die Für-Jeden-Widmung am Anfang fand ich wirklich nett.
Inhalt:
Wie der Titel schon sagt, handelt es sich bei dem Buch um eine Art ,,Gebrauchsanweisung für das Fernstudium", wobei es sich insbesondere verschiedenen Lerntechniken widmet, die sich für Fernstudenten hilfreich erweisen, die ja insgesamt noch etwas mehr Selbstmanagement aufbringen müssen. Dazu beleuchten die Autoren insgesamt 28 Methoden, wovon jede auf 4 Seiten dargestellt wurde. Ihr erhaltet dabei eine Schritt-für-Schritt-Erklärung und praktische Alltagsbeispiele. Ihr sollt das Buch aber nicht nur im Strandkorb lesen, sondern auch aktiv damit arbeiten, darum gibt es konkrete Aufgaben zum Ausprobieren. Die vorgestellten Techniken gliedern sich kapitelweise in Herausforderungsbereiche, die insbesondere (aber nicht) nur Fernstudis bekannt vorkommen: Das Warum z.B. beschäftigt sich mit motivationalen Strategien, der Plan mit sinnvoller Struktur, der Tag beherzigt Zeitmanagement. Im Fokus-Kapitel geht es dann um Taktiken zu sinnvoller Prioritätensetzung. Im Kapitel Produktivität begegnen wir Selbstorganisations-Techniken, die eben genau diese verbessern können, z.B. die Pomodoro-Taktik aber auch der Einsatz von Pausen ist hier ein Thema. Kapitel 6 widmet sich Themen rund um die Starthilfe, z.B. Deadlines oder Anti-Perfektionismus werden hier aufgegriffen. In Kapitel 7 geht es dann ausschließlich um das Thema Motivation. Kapitel 8 ist ein Trouble-Shooting-Guide für den Umgang mit Rückschlägen und allem, was einen in einen erfolgreichen Lern-Marathon in die Parade grätschen kann.
Am Ende finden wir Autorenprofile, Literaturhinweise und natürlich den Link für die Bonusinhalte wie Arbeitsblätter.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
Aufgrund der Fülle des Buches und dem starken Fokus auf der Struktur und Selbstmanagement sind meiner Meinung nach insbesondere Neulinge im Bereich Fernstudium angesprochen, ganz besonders, wenn diese von anderen Herausforderungen des Alltags stark beansprucht werden, z.B. sämtliche Menschen mit Mehrfachrollen, Mütter/Väter und Leute, die viel Struktur benötigen und diese weniger in Form von Lerngruppen, strengen Vorgaben etc. haben. Alte Hasen können das Buch für die Selbstoptimierung nutzen, z.B. um nochmal Noten zu verbessern oder Stress zu reduzieren. Grundsätzlich sind die vorgestellten Techniken natürlich nicht für das Fernstudium erfunden worden und können daher freilich auch von anderen Fortbildungsteilnehmern oder Präsenzstudenten genutzt werden. Ein Kapitel daraus konnte ich z.B. für die Therapie mit einer Patientin mit starken Lernängsten nutzen, weil deren Ängste vor allem auf einem Mangel an Zeitmanagement und Anti-Panik-Methödchen wie Bulimielernen beruhten. Insofern können auch Leute, die im Coaching, Therapie oder Beratung Lernängste behandeln, das Buch nutzen und die Techniken an der Flipchart darstellen sowie den Patient:innen das Buch weiterempfehlen. (Das zählt auch für den KJP-Bereich, auch wenn man es dann vereinfacht z.B. bei Lernängsten nutzen kann).
Schreibstil:
Der Schreibstil ist in simpler Sprache gehalten. Man wird nicht zugeballert mit Endlos-Theorie-Abhandlungen über Studien, was ich sehr praktisch finde. Denn Leute, die dieses Buch lesen, befinden sich vielleicht schon unter Zugzwang. So kann man direkt loslegen - eben wie in einer echten Anleitung. Kurz und knapp und einige ,,Wenn...dann...."-Aussagen, womit es mich grundsätzlich an ein Coaching erinnert. Das stärkt das Gefühl des Lesers, an die Hand genommen zu werden. Besonders unsichere Kandidaten wissen das zu schätzen.
Kritik/Verbesserungen:
Das Buch ist sehr stark kognitiv ausgerichtet. Was mir persönlich etwas fehlte, wäre noch eine Prise Humor, stellenweise fand ich den Stil etwas steif. Grundsätzlich ist dabei anzumerken, dass es dabei ja auch wie eine Anleitung funktioniert und auch so verfasst ist - müsste es aber gar nicht. Ein bisschen Lockerheit entschärft möglicherweise nochmal den doch sehr anstrengenden Lernprozess der Studis. Persönlich gefiel mir auch Kapitel 8 - Trouble Shooting am besten, weil dieses weniger Anleitungscharakter hat und für mich einfach am "nächsten dran" am Menschen ist.
Da sehr viele Taktiken dargestellt werden, besteht die Möglichkeit, dass man sich schnell etwas verliert in den vielen Möglichkeit, und zusätzlich mit dem Lernpensum des Fernstudiums an sich könnte das zu einem gewissen Flooding führen. Die optische Aufmachung des Textes könnte noch ein wenig mehr herhalten, finde ich, es erinnert mich teilweise etwas an ein trotz der Infografiken eher an ein Word-Dokument - aber ich denke, so ist das Ganze auch einfach besser auf digitalen Geräten darzustellen. Der Einsatz von Farbe und Bildern oder klar abgegrenzter Bereiche wäre noch eine Überlegung wert (auch wenn in der Prinzausgabe damit der Preis steigen würde). Da es ein Arbeitsbuch ist, wäre Raum für Notizen in Form von "Das möchte ich mir merken" etc. nicht schlecht.
Bewertung:
Informationswert: 5/5 - Es wird kaum etwas ausgelassen, was helfen könnte.
Verständlichkeit: 5/5 - Durch simple Sprache und kurze Sätze sowie den Verzicht auf zu viel Theorie
Lernzuwachs: 4/5 - Leichter Abzug, weil die 28 Techniken eventuell zu erschlagend rüberkommen können.
Außengestaltung des Buches (Umschlag): 4/5 - Finde die Farbgestaltung catchy
Innengestaltung des Buches (Bilder, Überschriften): 2/5 - Da würde ich mir etwas mehr wünschen, ggf. auch Farbe
Schreibstil: 4/5 - Ist okay gemessen daran, dass es ein Ratgeber ist - könnte an manchen Stellen etwas lockerer sein :-).
Frage am Rande: Habe ich etwas gelernt?
Mit der Approbation ist es noch ein bisschen hin, aber ich werde das Buch auf jeden Fall in der Lernzeit einsetzen. Werde mir aber nur gezielt welche heraussuchen - bei mir ist z.B. Kapitel 3 - der "Tag" besonders angesagt. Ich nutze es aktuell im Patientenkontakt und auch als Informationsquelle über die verschiedenen Selbstmanagement- und Lerntechniken.
Gesamtfazit:
Ich gebe auf jeden Fall eine Kaufempfehlung und würde mir mehr Bücher über Fernstudis wünschen :-). Toll fände ich, wenn es neben diesem Ratgeber noch einen gebe, der sich mit anderen Herausforderungen von Fernstudis stellt. Z.B.:
Wahl der richtigen Hochschule, Prüfungsangst, Anreisen zu fremden Prüfungsorten, Pendelstress, Bewerben als Fernstudi, Umgang mit Vorurteilen usw.
Bleibt gesund & haltet zusammen,
LG
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