Siegen oder Ankommen – Auf der Suche nach der besten Strategie für Achterbahnfahrten
Es sind schon einige Monate meines Studiums der "Organisation und Kommunikation" um - entsprechend zeichnet sich langsam ein Bild ab, wie ich es einschätze, wie viel Zeit es mich kostet, und was es mir vielleicht bringen wird.
Im Resümee ist es eine Achterbahnfahrt - wenn auch sehr magenfreundlich und eher gemäßigt. Keine Loopings, keine Freudenschreie, kein Herzrasen bisher. Gemeinsam mit meinen Kommilitonen suche ich nach dem besten Weg, die Runde zu überstehen, vom Aufwand zu profitieren, und gut anzukommen.
Dabei hat Corona nach wie vor einen starken Einfluss, den es zu berücksichtigen gilt. Aber der Reihe nach.
Wie bereits berichtet, treffen wir uns wöchentlich zu einem virtuellen Stammtisch, um uns über das Studium auszutauschen. Die Zahl der Teilnehmenden ist inzwischen - wie zu erwarten - deutlich gesunken, aber der "harte Kern" ist regelmäßig dabei. Im ersten Semester haben wir bisher drei Pflichtmodule bearbeitet:
Theorien der Sozialwissenschaften:
- Grund- und Hauptbegriffe
- Systemtheorie
- Handlungstheorie
Handlungs- und Analysefelder in den Sozialwissenschaften:
- Soziale Netzwerke
- Sozialstrukturanalyse
- Wirtschaft & Gesellschaft
Theorien in der Organisationskommunikationsforschung:
- Organisationssoziologische Grundlagen
- Theoretische Konzepte der Kommunikation
- Neue Medien, Kommunikation, sozialer Wandel
In allen Modulen gibt es mehrere Studienbriefe, Zusatzmaterialien und Literaturempfehlungen. Im zweiten (Handlungs- und Analysefelder) zudem noch ein Essay von vier bis sechs Seiten und eine (online) Präsenzveranstaltung nebst vorbereitender Aufgabe.
Während des viersemestrigen Studiums sind zudem zwei von drei Wahlpflichtmodulen zu belegen. Man kann auch alle drei belegen. Was ich getan habe, und daher schon im ersten Semester eine Zusatzaufgabe angehe. Meine Logik war, dass ich dann schon einen Teil erledigt habe, und damit auf Sicherheit gehe - wer weiß, was in diesem Jahr sonst noch an Herausforderungen anliegen wird. Es gibt zwar keine extra Credits für das zusätzlich belegte Modul, aber einen Vermerk im Abschlusszeugnis.
Insofern beschäftige ich mich noch mit dem Thema:
Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln von Organisationen:
- Nachhaltigkeit als sozialer und technischer Wandel
- Soziale Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen
Was kostet der Spaß (an Zeit und Nerven)?
Vergangene Woche haben wir beim Stammtisch über den Arbeitsaufwand, den wir in das Studium stecken, gesprochen. Mit teils sehr ähnlichen, teilweise aber auch deutlich unterschiedlichen Erfahrungen.
Im Grunde haben die meisten beim ersten Modul brav die Studienbriefe durchgeackert, zusätzlich Videos gegoogelt und angeschaut, sowie die Zusatzliteratur zumindest gesichtet, und schließlich die Einsendeaufgabe abgegeben, die zu jedem Modul anzufertigen ist.
Jede Einsendeaufgabe umfasst sechs Fragen, die jeweils auf ein bis drei Seiten zu beantworten sind. Ich habe das für das erste Modul sehr gründlich mit viel Recherche gemacht – andere haben dagegen weitgehend oder ausschließlich die Studienbriefe genutzt. Da es nur "bestanden" oder "nicht bestanden" gibt, ist das Ergebnis identisch. Man besteht auch ohne großen Zusatzaufwand. Aber ich selber fand es teilweise schwer, mir die Thematik nur anhand der Studienbriefe zu erschließen, weshalb ich eben viel zusätzlich gelesen habe.
Die Belohnung für meine Mühe war eine äußerst detaillierte, fundierte und inspirierende Rückmeldung seitens des Betreuers. Das hat mich sehr gefreut und motiviert.
Wie viel stecke ich rein? Wie viel hole ich raus?
Allerdings machen einige – auch ich – die Erfahrung, dass diese Arbeitsweise enorm viel Zeit frisst. Da es mit dem Essay auch eine benotete Leistung gibt, muss ich ein bisschen rationalisieren. Deshalb habe ich beim zweiten Modul etwas Fahrt rausgenommen, etwas weniger gründlich recherchiert – und einige Antworten bewusst knapper gehalten.
Unter anderem galt es, mit einer Software Daten zu analysieren, und diese dann zu interpretieren. In dieser Tiefe wollte ich mich nicht rein arbeiten, weshalb ich die Antwort eher spartanisch ausfallen ließ. Man muss 100 Prozent der Fragen beantworten. Es reicht aber, bei 50 Prozent ein "bestanden" zu erreichen. Also habe ich mit Mut zur Lücke den Aufwand reduziert - mit identischem Ergebnis. Alles bestanden, alles in Ordnung.
Folglich kann man also mit deutlich reduziertem Einsatz, mit ein paar Loopings und Sprüngen weniger, am Ende aus der Achterbahn aussteigen.
Da man insgesamt 24 Aufgaben mit der Beantwortung von Fragen, sowie eben das Essay und die vorbereitende Aufgabe zu erledigen hat, muss man die Strategie auf Ankommen auslegen.
Eine kurze Liste der Pros und Cons
Pros:
- Es hilft nach wie vor enorm, wöchentlich per Videochat die Kommiliton*innen zu treffen. Manchmal besprechen wir ein Thema, manchmal nörgeln wir auch nur, oder sprechen darüber, wie es gerade ist, Studium und Beruf/Familie unter einen Hut zu bringen. Die Whatsapp-Gruppen (eine allgemeine, eine zu Software und eine regionale) sind ebenfalls recht aktiv.
- Die Rückmeldungen auf Fragen seitens der Uni Kaiserslautern sind meistens sehr zeitnah und hilfreich. Auch telefonische Kontakte klappen prima.
- Der didaktische Aufbau scheint schlüssig zu sein.
- Die Bibliothek ist - im Vergleich zu anderen - nicht wirklich hilfreich. Man kann aber Google Scholar nutzen (dank VPN-Zugriff über die TU Kaiserslautern hat man auf viele Materialien Zugriff).
- Viele einzelne Themen, vor allem aber "Organisation und Kommunikation" als Ganzes passen sehr gut in die Zeit. Es bringt uns weiter, sich damit intensiv zu beschäftigen.
Cons:
- Dass die Einsendeaufgaben nicht in die Benotung einfließen, kann man unterschiedlich beurteilen. Ich persönlich finde es schade. Ein bisschen verführt die fehlende Benotung dazu, es nicht so genau zu nehmen.
- Nach wie vor ist es schwierig, im Online-Portal den Überblick zu behalten. Wir beraten uns ständig gegenseitig, was noch zu erledigen ist.
- Die Studienbriefe haben unterschiedliche Qualität und sind teilweise sehr umfangreich. Da es keine Vorlesungen gibt, fehlt der grobe Überblick, worum es geht. Man muss sich alles selber erarbeiten. Theoretisch kann das förderlich sein – und Master-Studierenden ist es vielleicht auch zuzumuten – aber in der Praxis führt das durch die Menge an Material dazu, dass man an einigen Stellen anders arbeitet: Man schaut, welche Fragen für die Einsendeaufgaben gestellt werden, sucht sich die passenden Stellen, und liest erst einmal nur diese. Wenn dann noch Zeit bleibt, überfliegt man den "Rest" eben noch.
- Die Kommiliton*innen nur per Videochat und Whatsapp zu sehen, ist etwas schade.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit meiner Studienwahl und dem Stoff. Gespannt sind wir alle auf die erste Präsenzsitzung – auch wenn sie online stattfinden wird.
Image by Norbert Waldhausen from Pixabay
Bearbeitet von Frank_Boernard
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