Arbeitslos...?
Unser Chef in der Klinik hat Sinn für Humor: Quasi im Vorbeigehen eröffnete er vor kurzem seinen Mitarbeitern, dass er zum 31.12. aufhören wird. Nicht nur er, sondern auch die stellvertretende Klinikleitung tritt ab
Es ist typisch für ihn, dass das nicht zeitnah während einer Betriebsversammlung verkündet wird, sondern mal so nebenher, beim Kaffeeholen. Sogar einigen Patienten war dies offenbar schon bekannt - was für ein Sakrileg.
Die maximale Panik unter den Mitarbeitern brach aus, da einige aus den höheren Rängen fürchteten, dass ihre Sessel jetzt auch wackeln könnten. Und was für ein Käse da berichtet wurde für die Gründe des Weggangs - alles nur vom Hörensagen. Aber dann kam doch wieder Ruhe rein.
Die Stelle habe er sogar schon länger ausgeschrieben (offenbar schon im September), aber es gibt keinen nachfolgenden Arzt, der ihn beerben will. Fehlende Leitärzte sind ja generell so ein Phänomen momentan. Man überlegt schon, dem leitenden Psychologen die Leitung anzubieten. Ausgang noch unbekannt.
Nun betrifft das eigentlich gar nicht unsere Stellen - und irgendwie doch.
Denn: Nur der leitende Psychiater (ein Arzt also!) hat die Weiterbildungsberechtigung für Psychotherapeuten. Sollte also zum 1.1. kein neuer leitender Psychiater mit Weiterbildungsberechtigung gefunden sein, müssen alle PiAs zu diesem Zeitpunkt auch ihre Arbeit niederlegen. Angenommen ein neuer Chefarzt könnte ins Boot geholt werden, so müsste dieser die Weiterbildungserlaubnis zunächst beantragen - da kann Einiges an Zeit verstreichen.
Rein existenziell ist damit noch nicht aller Tage Abend: Natürlich kann man weiter angestellt sein. Ich bin ja nicht nur PiA, sondern auch Psychologin . Nur kann ich mir das nicht mehr für das praktische Klinikjahr der Ausbildung anrechnen lassen - höchstens als Weiterbildung (sog. "Freie Spitze") könnte diese Arbeit durchgehen. Aber das bringt mir leider nicht so sonderlich viel.
Die einfachste Variante wäre, sich tatsächlich in einer anderen Klinik zu bewerben und die Ausbildung dort fortzusetzen. Meine Gruppen könnte ich als Freelancer sogar behalten. Ehrlich gesagt bin ich damit nicht ganz so unglücklich, da ich gerne zwecks Erfahrungsgewinn etwas "mehr rumkommen" würde. So ist die Ausbildung eigentlich auch gedacht. Dennoch ist es ziemlich bestürzend, wie sehr das eigene Vorankommen abhängig ist von einer anderen Person und deren eigenen Zukunftsplänen. Das könnte ja in jeder anderen Klinik auch wieder passieren.
Gesagt, getan!
Ich habe schon eine Bewerbung initiativ verschickt und 3 Tage später Antwort bekommen, dass sie sie interessant finden und demnächst über eventuelle Vorstellungstermine beraten wollen - jedoch arbeiten die gerade coronabedingt total unterbesetzt und können sich möglicherweise erst zum Neujahr hin wieder melden.
Fair finde ich, dass die Ausbildungsinstitute in diesem Fall anbieten, die Beiträge weit runterzuschrauben. Das betrifft mich zwar nicht, aber viele PiAs wurden wegen Corona in Kurzarbeit geschickt, was natürlich auch deren Gehalt in Mitleidenschaft zieht. Da wurden Beträge von 350€+/monatlich auch schon auf 50€ runtergesetzt.
LG & bleibt gesund
Feature Future: Life of Pix/pexels.com
Bearbeitet von Vica
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