Der Start - wenig Selbstbewusstsein
Ich bin Mitte dreißig und bin aus dem Beruf, in dem ich seit 10 Jahren arbeite, rausgewachsen. Er passt mittlerweile so schlecht zu mir und mein Leben wie einem eine eingelaufene Jacke passt. Genauso fühlt es sich an: zu eng, zu merkwürdig, nicht schließend,... Ich habe dieses und letztes Jahr einige Sachen im Kopf gewälzt, recherchiert, Verschiedenes ausprobiert und mich schließlich für ein Informatikstudium entschieden. Da ich bisher im gesundheitlichen Bereich tätig war, hätte ich am liebsten Medizinische Informatik gewählt, habe aber kein passendes Angebot für mich gefunden. Ich werde Spezialisierungen selbst organisieren müssen. Mal sehen... Nach meinem Abi hatte ich ein Studium in Philosophie und Germanistik angefangen. Ich war damals leider sehr krank, sodass ich das Studium nach ein paar Semestern abbrechen musste. Gesundheitlich hat sich meine Lage extrem verbessert, sodass ich schon länger mit dem Gedanken spiele erneut ein Studium zu beginnen. Nur was? Die Logik in dem Philosophiestudium lag mir sehr, allgemein lag mir das Studium. Germanistik war eher nicht das Richtige.
Während meiner Phase des Rumprobierens habe ich mir mit zwei Lehrbüchern Python-Grundlagen beigebracht und hatte echt unglaublich viel Spaß dabei. Ich habe ein paar Monate lang Mathe gelernt, um meine Grundlagen wieder aufzufrischen (die Schule ist nunmal lange her). Mir liegt das logische Denken und ich habe großen Spaß an solchen Büchern wie "grokking algorithms" von Bhargava oder Zahlensysteme zu lernen und Übungen dazu zu machen. Mein Vater, der Informatik an einer Hochschule unterrichtet, konnte mich mit schönen Aufgaben zum Üben versorgen. Mein Freund, der als Softwareentwickler arbeitet, hat mich in der Vergangenheit oft gefragt warum ich nicht so etwas wie Informatik mal versucht hätte, da mir die Denkweisen liegen müssten.
Vor 12 Tagen hat jedenfalls mein Studium an der IUBH angefangen. Ich bin hochmotiviert gestartet, mittlerweile bin ich ziemlich frustriert und habe kaum Selbstbewusstsein. Ich habe mit Mathe und der Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten begonnen.
Die ersten beiden Mathe-Lektionen bin ich gemeinsam mit meinem Freund, vielen Büchern und Youtube-Videos Stück für Stück durchgegangen. Es hat mich unglaublich frustriert, dass die Sprache der Mathematiker so fremd für mich ist und es keine wirklichen Übersetzungen als Einführung gibt. Ich denke, ich werde noch einige Zeit brauchen, selbstständig in Mathe zu lernen und das frustriert mich entsetzlich. Die dritte Lektion hingegen war für mich spielerische Wiederholung der Logik und ich habe nach zwei Stunden den Online-Test mit 100 Prozent bestanden. Wenn Beweise doch immer mit Wahrheitstafeln geführt würden! Es hilft mir, dass ich schon ein bisschen mit Python programmieren kann. Ich hätte beispielsweise sehr viel länger gebraucht, das mit den Summen zu verstehen, hätte mein Freund nicht gesagt: "Programmier es einfach mal als for-Schleife". Da war es dann doch plötzlich ganz logisch. Dennoch ist Mathe unglaublich schwer für mich, obwohl es mir an sich gefällt. Ich brauche sehr viel Zeit dafür.
Ich habe das Skript in "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten" schnell durchgelesen (hauptsächlich im Zug auf dem Weg zur Arbeit - sehr praktisch!). Es liest sich phantastisch gut, die Fragen in den Online-Tests sind prima, tolle Literaturliste. Dennoch habe ich die Workbookaufgaben abgebrochen und werde sie größtenteils ein paar Semester nach hinten verschieben müssen. Denn ich habe nunmal keine Kenntnisse auf dem Fachgebiet der Informatik und es ist mir einfach unmöglich, Studien, Forschung, wissenschaftliche Arbeiten in der Informatik zu durchdenken. Je mehr ich privat über Algorithmen lese und mein Freund mir von seiner Arbeit erzählt, desto eher bekomme ich eine Vorstellung davon. Dennoch wären alle meine Antworten zu den Aufgaben entweder sehr abstrakt und nichtsaussagend oder aus anderen Fachbereichen (soziologisch bspw.). Zu lernen wie man online Literatur recherchiert hat mir geholfen, da ich es auf diese Weise aus meinem früheren Studium nicht gewöhnt bin. Auch die amerikanische Zitierweise ist neu für mich. Dennoch war ich enttäuscht, dass die Literatursuche über den iubh-Zugang auf die Datenbanken für Informatik eher so "meh" ist. Klar gibt es tolle Sammelbände auch für Informatiker, Handbücher usw. Jedoch sind diese zum Großteil nicht für iubh-Studenten zugänglich. Ich schummel mich durch die Lektion zu diesem Thema also eher so durch und bin sehr unzufrieden, dass mir die Bearbeitung der Aufgabe auf diese Weise eher nichts bringt. Ich habe dabei auch festgestellt, dass von der Basisliteratur, die im Mathe-Skript angegeben wird, nur ein einziges Buch frei zugänglich ist. Auf eine E-Mail an den Dozenten dazu erhalte ich keine hilfreiche Antwort. Ich lese, wie andere Informatikstudenten dieses Modul so spielend leicht durcharbeiten und komme mir ziemlich blöd und falsch vor.
Da ich das Modul "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten" also nach hinten geschoben habe, würde ich gerne ein anderes Modul anschauen. Das ist in der Probezeit allerdings nicht möglich, was ich sehr schlecht finde. Es bleibt mir nichts anderes übrig als bis zum nächsten Monat weiterhin privat die Dinge zu lesen, die mich interessieren und mir dann hoffentlich etwas für die kommenden Module bringen werden. Ich befürchte, dass ich sehr viel langsamer studiere als die meisten Studenten. Bei meinem Zeitplan sollte ich ein Modul pro Monat machen, was mir utopisch vorkommt, obwohl ich zurzeit mehr als 20 Stunden pro Woche lerne. Wie gesagt, ich suche im Moment mein verlorenes Selbstbewusstsein.
Ich lese mir durch was hier so die anderen Studenten schreiben und fühle mich wirklich nicht sehr schlau. Ich habe darüber nachgedacht, ob es Anderen und mir etwas bringt, einen Blog zu starten oder ob das nicht alles nur noch schlimmer macht. Ich hoffe, dass es bald irgendwie besser wird und ich dann lächelnd meinen ersten Blogeintrag lesen und mir sagen werde: "Ach Nadja, was hast du dir zu Anfang einen Stress gemacht! Ist doch alles ganz normal und jetzt läuft es doch! "
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