Die Sache mit dem Coaching :/
So, ich war ja recht leise in letzter Zeit, was nicht heißt, dass es langweilig wäre. Im Studium läuft es soweit. Der Endspurt zieht sich etwas und ich merke, dass mir eines überhaupt nicht gut tut und zwar der Zeitdruck, denn ich durch eine Deadline "Bis dann sollten Sie ihr Studium fertig haben" erhalten habe. Auch heißt es ab nächsten Monat auf in den Bewerbungskampf und gerade ist der Markt nicht so toll, wie ich es mir wünschen würde.
Ich habe mittlerweile eine Ziemlich gute Vorstellung welche Aufgabenprofile passen und welche Tätigkeitsbereiche es einschließt. Ich hätte mir zwar ursprünglich nach all der Zeit, in der ich nicht arbeiten konnte und mich beruflich neu finden musste eine Berufsorientierung gewünscht, bekommen habe ich ein Coaching bei einer Psychologin und Jobcoach. "Das entspricht ja eher ihren Wünschen". Das lasse ich jetzt einmal offen.
Diesen Monat war es dann auch so weit. Mir sind insgesamt drei Termine à 2 Stunden zugeteilt worden bzw. werden finanziert. Zwei davon habe ich gehabt und mir ist mehr als einmal fast der Kragen geplatzt. Ich kann aber noch nicht genau sagen woran es liegt. Der erste Termin war noch ganz okay, ich hatte das Gefühl selber viel gestalten zu können. Auch hat sie sich darauf eingelassen, dass ich gerne erst einmal darauf schauen wollte, was ich mitbringe, was mich interessiert, was vielleicht gesundheitlich sinnvoll ist und was nicht. Sie hatte erst Assessment und Selbsteinschätzungsbögen vorgesehen, was ich zu dem Zeitpunkt aber nicht wollte, sondern, dass sie erst einmal mich kennenlernt. Im Ergebnis ist eine "Art" Mindmap entstanden. Es wurden Aspekte gesammelt, die ich mir vorstellen kann, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einschränkungen und am Rande auch schon mal betrachtet, was es für Stolpersteine in meinem Fall gibt. Nicht so gut für das Vertrauen war, dass ich im Gespräch erfahren habe, dass der Kostenträger tatsächlich dadurch erneut prüfen wollte, ob eine Finanzierung des Studiums als LTA so sinnvoll ist. Ehrlich, ich glaube ich bin fertig, bevor die mal Entschieden haben. Und ich kann auch nicht mehr hören, nächste Woche mache ich das fertig und schicke es zu (das höre ich nämlich seid nun 10 Wochen wöchentlich).
Gestern der Termin, da bin ich tatsächlich etwas implodiert. Ich hatte zur Vorbereitung mögliche Stellen heraussuchen müssen und meine Bewerbungsmappe einreichen müssen. An sich erst mal okay, denn wenn mir jemand sagt er coached vom Akademiker bis... und macht das seit x Jahren sollte zumindest etwas passen. Ich bin wirklich nicht grundsätzlich ablehnend aber es gibt Dinge, da wusste ich nicht mehr liegt das jetzt an mir und was ist überhaupt noch richtig.
1. Anschreiben
Konkret diente ein Beispiel auf eine Stelle, wo ich mich beworben hatte und auch eingeladen worden war, dann aber kalte Füße bekommen habe. Es war in der Anzeige genau angegeben, wie die Kopfzeile und auch die Anschrift auszusehen hatte. Sprich etwas, was gar nicht in meinem Ermessen lag. Das war dann das erste lange Thema und man könne sich da schon drüber hinwegsetzen. Frage: Kann ich das wirklich, wenn es vorgegeben wird?
Danach ging es weiter. Ich weiß, dass ich sehr nüchtern schreibe. Meinem Anschreiben wurde attestiert, es würde für eine wissenschaftliche Arbeit reichen, es müssten mehr Emotionen rein. Also z.B. sollte ich Anfangen mit "Sehr geehrter Herr Sowieso, mit großem Interesse und Freude habe ich ihre interessante Anzeige gesehen." Sorry, aber wenn ich eins nicht bin, dann jemand, der 1. etwas schreibt, was vor mir vermutlich 1 000 000 Menschen diesem Personaler auch geschrieben haben, weil es in einem Bewerbungsratgeber steht 2. Menschen erst den Bauch pinselt, anstelle in irgendeiner Form wertschätzend und taktvoll zum Punkt zu kommen und 3. Müssen da wirklich solche Flosken rein?
Die Krönung war aber dann, das Diskutieren über ein einzelnes Komma und auch als ich deutlich machte, dass es okay ist, ich nehme das jetzt erst einmal so an und würde gerne weiter machen (ich war schon auf 200 °C) hörte es nicht auf. Am Ende das Resultat, das Komma war an der Stelle nie falsch, es fehlte einfach eins 4 Wörter vorher.
2. Lebenslauf
Der hatte in den letzten Monaten die umfassendste Veränderung erlebt und da muss ich sagen, war das austauschen mit jemandem, wie er es liest ganz spannend. Ich hätte z.B. nie mein noch laufendes Studium unter beruflichen Werdegang gepackt (bisher bei Aus- und Weiterbildung) und dann auch nicht an die 1. Stelle oder auch das Mentoring. Etwas eine Herausforderung war das Thema Chronologie, die ich über das Enddatum der Anstellung, bei überlappenden Anstellung habe. Sprich da, wo ich länger gerarbeitet habe, bei Stellen, die zur gleichen Zeit sind ist die weiter unten, wo ich eher aufgehört habe. Problem war, dass Chronologie wohl vielfach über das Eintrittsdatum läuft und das haben wir dann auch versucht. Dadurch wird mein Lebenslauf aber ein lückenhafter Flickenteppich, der den Bereich betont in dem ich nicht mehr arbeiten möchte.
Ansonsten hilft es mir schon auch einmal bestimmte Dinge auszusprechen oder zu schauen, was passt zu mir etc. Es ist nicht nur schlecht oder gut. Ich nehme es mit und hatte mir im Grund ja auch so was wie ein Coaching gewünscht. Ich sehe einiges Klarer, bei manchem bin ich verwirrter und anderes ist noch unter "Weiß sie wirklich was sie tut" und da ist das Problem, dass ich wirklich nur dieses eine eigene Beispiel habe, aber nichts zum vergleichen und manche Fragen leider unbeantwortet bleiben. Das entmutigt.
Im Dritten Termin wird es dann konkret um das Thema Bewerbungsgespräch gehen, was mache ich mit der Schwerbehinderung und wie gehe ich damit um, dass ich nur Teilzeit arbeiten kann, mich aber auch auf Vollzeitstellen bewerben soll, ohne das zunächst zu thematisieren, sondern erst im Vorstellungsgespräch (was ich persönlich sehr schwierig finde und eher befürchte, dass das nicht gerade toll für den Personaler ist. Sie hat mir das einmal "vorgespielt" wie man es machen kann und da kommt dann ein großes Problem, ich bin ein grundlegend ehrlicher Mensch, ich bin kein Vertreter und schon gar nicht mag ich etwas als gut verkaufen so lange, bis jemand nur noch das positive sieht, obwohl er es gar nicht möchte (das wäre dann eine meiner Schwächen). Und die Empfehlung "Wenn sich der Personaler nicht darauf einlässt verabschieden Sie sich und bedanken sich für die Übung und gehen".
Aber macht man das so? Da kann ich mich doch dann danach nie wieder bewerben? Oder sind das Coaching "Tricks", um mich aus der Reserve zu locken? Ich bin grad etwas ratlos.
Im Fazit ist es weiterhin turbulent, aber ich halte durch. Es sind jetzt übrigens nur noch weniger als eine handvoll Prüfungen und dann bin ich fertig. Das ist sehr positiv. Ich bin erstaunt, wie gut ich wieder in das Studieren reingekommen bin und kann nur sagen: "Auch wenn eine Pause noch so lang ist, wenn man die Popobacken zusammenkneift, wird auch das scheinbar Unmögliche eine Möglichkeit." (Zitat bei Meine eigenen Worte)
7 Kommentare
Empfohlene Kommentare
Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren
Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können
Benutzerkonto erstellen
Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!
Neues Benutzerkonto erstellenAnmelden
Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.
Jetzt anmelden