Ich habe abgeschworen!
Nachdem ich mich gestern für das Fernstudium BA Gesundheitsökonomie angemeldet habe, fand ich endlich die Erlaubnis der erzdiözesanen Ausbildungsabteilung, an der Domschule Würzburg den Gesamtstudiengang belegen zu dürfen. Dieser theologische Fernkurs endet nicht mit einem akademischen Abschluss oder kirchlichen Examen, wird aber für einige Funktionen und Ämter innerhalb der römisch-katholischen Kirche anerkannt.
Bei der Liturgiereform, dem Zweiten Vatikanischen Konzil, wurde u.a. auch der Ständige Diakonat eingeführt. Die Weihestufen innerhalb des katholischen Klerus lauten Diakon, Priester und Bischof. Während ein Diakon in der Regel irgendwann auch immer Priester wird, brauch man, um Bischof zu werden, eine Menge Glück und in der Regel auch eine theologische oder kirchenrechtliche Promotion. Wie der Begriff "Ständiger Diakonat" schon sagt, ist ein Ständiger Diakon ständig Diakon - es ist also ein ordiniertes Laienamt und ein weiterer Aufstieg zum Priester ist nicht möglich. Ständige Diakone dürfen verheiratet sein, müssen aber zölibatär Leben, wenn die Ehepartnerin stirbt oder man sich scheiden lässt. Obwohl der Ständige Diakonat als eigenständiges Diakonenamt gilt, hat ein Ständiger Diakon in der Regel auch die Aufgaben eines zum Zölibat verpflichteten studierten Diakon. Zum Ständigen Diakon werden Männer geweiht, die sich selbst weitergebildet und im Glauben und in der Gemeinde bewährt haben. Ständige Diakone gibt es hauptamtlich, also ohne Zivilberuf und mit Bezügen von der Kirche, als auch ehrenamtlich, also mit Zivilberuf und ohne Entlohnung. In unserer Kirche werden nun innerhalb der nächsten fünf Jahre sechs Ständige Diakonate frei und der Pfarrer fragte mich, ob ich nicht einen der noch amtierenden Ständigen Diakone beerben möchte. Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich das will, doch nach einigen Tagen habe ich dann zugestimmt und alles weitere ging seinen Weg. Am längsten musste ich auf die erzdiözesane Zustimmung warten und nachdem ich diese nun erhalten habe, erfolgte die Anmeldung.
Geboren wurde ich in eine eigentlich atheistische Familie, in der komischerweise alle der evangelisch-lutherischen Kirche (EKD) angehören. Ich wurde 2003 konfirmiert, aber habe mich nach der Konfirmation nie wieder mit der Kirche befasst. Von 2004 bis Ende 2009 befasste ich mich mit Esoterik, Spiritismus, Okkultismus und Freimaurerei und wurde Mitglied einiger okkulten Orden und Logen und einer örtlichen Freimaurerloge, ich befasste mich sehr aktiv mit Satanismus, Setianismus, Vampirismus, Voodoo, Kartenlegen, Runenlegen usw. und am 28.02.2010 konvertierte ich dann in einer türkischen Moschee zum Islam und trat dann aus der Kirche aus. Irgendwann geriet ich in den Einflussbereich bekannter Figuren der sog. Salafistenszene, folgte ihr und konnte Ende 2011 aussteigen. Hätte ich das nicht geschafft, wäre ich heute vielleicht selber in Syrien oder im Irak, denn die Gehirnwäsche funktioniert wirklich! Anfang 2012 kam ich dann in Kontakt mit katholischen Missionaren, erkannte Martin Luther als Häretiker und Ketzer und schloss mich dann der katholischen Kirche an und erhielt die Firmung. Seitdem habe ich es zum Benediktineroblaten gebracht, sitze im Pastoralausschuss meiner Kirchengemeinde, stehe den Petrus- und Piusbrüdern näher als den aktuellen Papst, mit dem ich so meine Probleme habe, und der deutschen Bischofskonferenz und spielte eigentlich mit den Gedanken, zumindest für ein paar Jahre in ein Benediktinerkloster zu gehen, bis ich erkannte, dass religiöses Engagement auch gut von Zuhause aus funktioniert. Dem Weltlichen, auch dem Weibe, habe ich jedoch trotzdem größtenteils abgeschworen.
Mein Ziel ist es also, mit diesem Fernkurs Ständiger Diakon mit Zivilberuf zu werden und ich gehöre dem konservativen papstkritischen Flügel der Kirche an und habe auch die "Kindliche Zurechtweisung", in der Papst Franziskus Häresie vorgeworfen wird, unterschrieben. Ich stehe also für ein hingebungsvolles Glaubensleben ohne Wenn und Aber, ohne Vorschriften und Gebote todzuinterpretieren, ohne Begeisterung für die Ökumene und ohne seine Glauben zu hinterfragen. "Ein bisschen religiös" sein zu können, ist genau so unmöglich, wie nur ein bisschen schwanger sein zu können.
Jetzt heißt es jedenfalls auch hier: Tee trinken und warten!
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