Praktikum - Bericht
Ehrlich gesagt war ich ja eigentlich nie so recht begeistert davon, dass man im PM-Studium ein Pflichtpraktikum ableisten soll. Aber nach zwei Wochen muss ich gestehen, dass so ein Praktikum ganz nützlich ist und man dabei gut herausfinden kann, ob der vermeintliche Traumjob wirklich ein Traumjob ist oder nicht. Und manchmal stellt sich dabei sehr schnell heraus, dass die eigenen Vorstellungen nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun haben.
Grob gesagt gliedert sich die Arbeit im Pflegestützpunkt in etwa fünf Bereiche auf:
1.Pflegeberatung
Entweder die Klienten kommen zu uns ins Büro oder wir machen Hausbesuche. Inhaltlich deckt die Beratung fast das gesamte Sozialgesetzbuch ab, d.h. man muss fit sein was die ganzen Leistungen und Paragraphen betrifft. Man hilft bei Anträgen, Korrespondenzen, Widersprüchen und gibt Informationen über zustehende Leistungen weiter. Dazu gehören auch diverse Broschüren und anderes Infomaterial. Mit vielen Klienten besteht über Jahre Kontakt und es entsteht immer wieder Beratungsbedarf.
2.Allgemeine Koordinierungsaufgaben
Koordinierung zwischen Klienten und Anbietern diverser Leistungen, Klienten und Behörden, Klienten und dem Pflegestützpunkt, zwischen Pflegestützpunkt und Kollegen anderer Beratungsangebote (z.B. Altenhilfe, Sozialamt, Eingliederungshilfen), zwischen Anbietern und Pflegestützpunkt, zwischen verschiedenen Leistungsangeboten, zwischen Selbsthilfegruppen usw. Dazu gehören auch regelmäßige Dienstbesprechungen zwischen den unterschiedlichen Abteilungen innerhalb des Amtes.
3.Organisation von Veranstaltungen und Projekten
Organisation von Räumlichkeiten, finanziellen Mitteln und Sprechern, die Planung und Strukturierung von Programmen und Inhalten, die Vorbereitung eigener Vorträge (ca. 3x im Monat), die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Außerdem die gesamte Planung, Organisation, Koordination und Evaluation diverser Projekte im Pflegestützpunkt.
4.Netzwerkaufgaben
Sammeln von Informationen diverser Anbieter (Heime, ambulante Pflegedienste, Tagespflege, Hauswirtschaftliche und sonstige Hilfen), regelmäßiger Kontakt mit bekannten Anbietern, Überprüfung neuer Anbietern, Erstellung und Aktualisierung eines entsprechenden Informations-Katalogs für die Klienten, Kontaktpflege und Informationsaustausch mit Ämtern, Behörden, Krankenkassen, dem MDK und anderen Einrichtungen.
5.Allgemeine Bürotätigkeiten
Führen von Statistiken und Dokumenten, Telefonate (man telefoniert unglaublich viel), Terminvereinbarungen, Aktenvermerke und deren Aktualisierung usw. Ablegen, Strukturieren und Ordnen diverser Notizen, Dokumente und Informationen, allgemeiner Schriftverkehr mit diversen Leuten.
Qualifikationen und Berufschancen wenn man im PSP arbeiten möchte:
Hier bin ich nach den ersten Gesprächen mit meinen Kollegen sehr schnell desillusioniert worden. Als der PSP eingerichtet wurde gab es auf zwei Stellenausschreibungen 80 Bewerbungen. Die meisten Stellen werden an Sozialarbeiter vergeben und wenn man als Pflegekraft in dem Bereich arbeiten möchte muss man einiges mitbringen. Die Krankenschwester in meinem PSP hat den Job deshalb bekommen weil sie mindestens 20 Jahre Berufserfahrung hat, davon viele Jahre im ambulanten Pflegedienst als PDL (mit entsprechender Weiterbildung und den entsprechenden Kontakten). Sie hat also ihr ganzes Netzwerk in den Pflegestützpunkt mit eingebracht. Außerdem ist inzwischen eine Weiterbildung als Case-Manager zwingend vorgeschrieben und zukünftig auch eine Weiterbildung als Pflegeberater. Mal eben als Berufsanfänger hier einsteigen kann man sich also abschminken.
Mein Eindruck:
Warum diese Arbeit ein Traumjob ist:
• Die Tätigkeit im Pflegestützpunkt ist wahnsinnig spannend, vielfältig und betrifft die unterschiedlichsten Themenbereiche
• man lernt total viel und erwirbt sehr breit gefächerte Kompetenzen
• Kontakt und Zusammenarbeit mit den verschiedensten Leuten und Einrichtungen
• Sehr selbständiges und flexibles Arbeiten
• Kein Zeitdruck, kaum Stress, sehr freundlicher Umgangston
• Freie Zeiteinteilung
• Alles ist sehr entspannt und locker, kein Vergleich zu dem Rumgehetze und Druck/Stress auf einer Station
Warum diese Arbeit kein Traumjob ist:
• Die ständige Telefoniererei: Ich hasse telefonieren. Vermutlich bin ich eine der wenigen Frauen die dem nichts abgewinnen kann.
• Vorträge halten: man sagt zwar ich wirke kompetent und selbstsicher bei Referaten, aber ich spreche gar nicht gerne vor Menschen.
• Kommunikation: Man muss in dem Job sehr, sehr viel reden. Extrem viel. Mit den Klienten, mit Kollegen, den Anbietern und Behörden. Und ich rede weder gerne, noch viel. Ich kann zwar wenn ich muss bzw. wenn ich Lust dazu habe und ich kann mich auch gut ausdrücken, aber ich finde es oft sehr anstrengend, manchmal mehr als körperliche Arbeit. Meine Kollegen sind da ganz anderes, da wird gequatscht ohne Punkt und Komma und offensichtlich haben sie sehr viel Freude daran. Ich dagegen empfinde so viel Kommunikation manchmal als sehr mühsam.
Fazit:
Obwohl es einige Punkte gibt die mir nicht so gefallen kann ich mir grundsätzlich vorstellen in dem Bereich zu arbeiten. Jeder PSP ist ja auch ein bisschen anders (denke ich zumindest), also kann man die Erfahrung nicht verallgemeinern. Die größte Herausforderung wäre für mich tatsächlich die permanente Kommunikation, aber vielleicht ist das auch nur eine Sache der Gewohnheit... Bis jetzt gefällt es mir sehr gut dort und ich bin gespannt wie sich die Arbeit noch entwickelt. Im Übrigen sieht die Planung vor, dass ich im Sommer nochmal für zwei Monate dort arbeite. Wenn nichts mehr dazwischen kommt ist mein Hauptpraktikum also abgedeckt .
LG Higgins
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